Kommentar zu den Kommunalsteuern Ein Armutszeugnis für viele Bundesländer

Berlin · Mehr als die Hälfte aller Kommunen hat in den vergangenen Jahren ihre Grund- und Gewerbesteuern erhöht. In Zeiten der Hochkonjunktur ist das kein gutes Finanzmanagement, findet unsere Autorin.

Dass die Mehrheit der Kommunen ihre Steuern in der Phase der Hochkonjunktur seit 2012 teils stark erhöht hat, ist ein Armutszeugnis für den Staat als Ganzes. Unter den drei Ebenen des föderalen Staates trifft dieser Vorwurf aber vor allem die Bundesländer. Sie haben es nicht vermocht, schwächeren Kommunen ausreichend zu helfen. Es gibt zwar in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und anderen Ländern dafür besondere Programme. Doch die verhinderten nicht, dass Städte und Gemeinden zusätzlich Grund- und Gewerbesteuer-Hebesätze in die Höhe trieben. Höhere Steuern sind aber gerade kein nachhaltiger Ausweg aus einer finanziellen Schieflage. Sie verschlechtern für Unternehmen und Bürger die ohnehin schon ungenügende Standortqualität einer Kommune – ein Teufelskreis.

Der Vorwurf trifft die Länder umso mehr, als gerade sie höhere EtatÜberschüsse erzielen als der Bund. Steuerschätzungen machen deutlich, dass die Länder auch künftig mit höheren Steuereinnahmen gesegnet sein werden. Der Bund hatte ihnen wiederholt Anteile am Steuerkuchen abgetreten, so dass der Länderanteil etwa an der Umsatzsteuer heute viel höher liegt als zu Beginn des Jahrzehnts. In dieser Lage reflexhaft nach weiteren Hilfen des Bundes zu rufen, grenzt schon an Dreistigkeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Die „Nazi“-Vokabel
Kommentar zur Rücktrittsforderung  gegenüber grünem Bürgermeister Die „Nazi“-Vokabel
Aus dem Ressort