COP25 in Madrid Nur Mini-Maß bei der Weltklimakonferenz

Berlin · Die UN-Konferenz in Madrid ruft lediglich zu verstärkten Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung auf. Die Hilfe für arme Länder und die Ausgestaltung des Emissionshandels hat sie vertagt.

 Verhandeln bis zur Erschöpfung: Am Rande des Klimagipfels in Madrid laden zwei Teilnehmer ihre Akkus auf.

Verhandeln bis zur Erschöpfung: Am Rande des Klimagipfels in Madrid laden zwei Teilnehmer ihre Akkus auf.

Foto: AFP/CRISTINA QUICLER

Trotz alarmierender Zahlen zum Klimawandel und monatelanger Proteste von Umweltschützern hat die Weltklimakonferenz in Madrid zum Abschluss ihrer zweiwöchigen Verhandlungen nur einen Minimalkonsens mit Appell-Charakter vorgelegt. Das Plenum einigte sich am Sonntag darauf, die knapp 200 Staaten an ihre Zusage zu erinnern, 2020 ihre Klimaschutzziele für 2030 möglichst zu verschärfen. Damit werde der internationale Fahrplan bekräftigt, der im Pariser Klimaabkommen festgeschrieben sei. Die UN-Konferenz scheiterte zugleich mit ihrem zentralen Vorhaben, den globalen Emissionshandel mit Klimaschutz-Gutschriften zu regeln. Die Debatte wurde aufs nächste Jahr verschoben. Auch die konkrete Hilfe für arme Länder wurde vertagt.

UN-Generalsekretär António Guterres erklärte auf Twitter, er sei enttäuscht von den Ergebnissen. Die internationale Gemeinschaft habe eine wichtige Gelegenheit verpasst, mehr Ehrgeiz bei der Bewältigung der Klimakrise zu zeigen. Umweltverbände und Entwicklungshelfer reagierten ähnlich. Einige Staaten, allen voran Brasilien, Australien, Saudi-Arabien und die USA, hätten immer wieder Entscheidungen blockiert, rügten sie. Die Hilfsorganisation Brot für die Welt machte insbesondere den Industriestaaten schwere Vorwürfe. „Es ist extrem verantwortungslos, egoistisch und kurzsichtig, dass sie Finanzzusagen gegenüber den ärmsten Staaten für die Bewältigung von Klimaschäden verwehren.“

Grünen-Bundestagsfraktionsvize Oliver Krischer sagte unserer Redaktion: „Entscheidungen immer weiter zu vertagen, ist angesichts der Dramatik der Klimakrise unverantwortlich.“ Allerdings hält er solche Klimakonferenzen der Vereinten Nationen weiterhin für nötig: „Auch wenn die Fortschritte minimal bis gar nicht vorhanden sind: Solche Konferenzen sind der einzige Ort, wo die Verantwortung der Regierungen deutlich und darüber verhandelt wird." Die Alternative wäre den Kopf in den Sand zu stecken. Das kann keine Option sein.“ Leider könne Deutschland nicht die Rolle eines Vorreiters in der internationalen Klimapolitik einnehmen, weil die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung angesichts ihrer verfehlten Klimaziele beschädigt sei. 

Linksparteichefin Kostenpflichtiger Inhalt Katja Kipping rief Grüne und SPD dazu auf, mit ihrer Partei über einen sozial-ökologischen Umbau Deutschlands und die Möglichkeiten für einen rot-rot-grünen Machtwechsel zu beraten. Als Beitrag zum Klimaschutz forderte sie im Interview mit unserer Redaktion von der Bundesregierung weitere drastische Verbesserungen bei der Bahn. Anstatt den Umstieg aufs E-Auto zu subventionieren, solle es lieber die Bahncard 50 kostenfrei für alle geben, ausreichend Platz für Fahrräder, Abteile mit Arbeitsplätzen für Berufspendler „und ansonsten die erste Klasse für alle geben“, sagte Kipping.

Die Initiatorin der „Fridays For Future“- Protestbewegung, die Schwedin Greta Thunberg, sorgte für Aufsehen mit einem Foto auf Twitter, das sie vor ihren Koffern auf dem Boden eines Zuges der Deutschen Bahn zeigt. „In überfüllten Zügen durch Deutschland“, schrieb sie. Die Bahn teilte mit, Thunberg habe während ihrer Reise auch einen Sitzplatz in der 1. Klasse benutzt. Thunberg erklärte dazu allerdings, einer ihrer Züge sei ausgefallen, weshalb sie im Anschluss in zwei verschiedenen Zügen auf dem Boden gesessen habe. (mit dpa)

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