"Mitverantwortung der grünen Partei" Grüne wollen Missbrauchs-Opfer finanziell entschädigen

Berlin · Der Bundesvorstand der Grünen hat Zahlungen an drei Opfer sexuellen Missbrauchs in den 80er Jahren beschlossen. Es gebe in diesen Fällen "eine institutionelle Mitverantwortung der grünen Partei, der wir uns stellen", erklärte Grünen-Parteichefin Simone Peter am Montag nach einer Vorstandssitzung in Berlin.

 Daniel Wesener (l) und Bettina Jarasch, Landesvorsitzende der Berliner Grünen, stellen sich anlässlich der Vorstellung des Berichts zum Umgang der eigenen Partei mit dem Thema Pädophilie auf einer Pressekonferenz am 20.05.2015 in Berlin den Fragen der Journalisten.

Daniel Wesener (l) und Bettina Jarasch, Landesvorsitzende der Berliner Grünen, stellen sich anlässlich der Vorstellung des Berichts zum Umgang der eigenen Partei mit dem Thema Pädophilie auf einer Pressekonferenz am 20.05.2015 in Berlin den Fragen der Journalisten.

Foto: dpa, car jai

"Wir bedauern zutiefst, dass die grüne Partei in ihren Anfangsjahren pädosexuellen Aktivisten und ihren Positionen Raum gelassen hat", hieß es weiter in der Erklärung der Parteivorsitzenden. "Betroffene, denen von Tätern mit grünem Parteibuch Leid angetan wurde oder die sich durch die Debatten dieser Zeit verhöhnt fühlen, bitten wir noch einmal nachdrücklich um Entschuldigung."

Bei den Fällen geht es um langjährigen sexuellen Missbrauchs Anfang der 80er Jahre in der Emmaus-Gemeinschaft im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort. Daran soll nach Aussagen von Opfern maßgeblich ein inzwischen verstorbenes Vorstandsmitglied der NRW-Grünen beteiligt gewesen sein. Zur Höhe der Zahlung, die vom Parteivorstand als "Anerkennungszahlungen" bezeichnet werden, machten die Grünen keine Angaben.

Die Grünen hatten pädophile Umtriebe in den eigenen Reihen bereits durch ein Gutachten des Instituts für Demokratieforschung Göttingen aufarbeiten lassen; im Fall der Emmaus-Gemeinschaft seien zusätzlich in den vergangenen Wochen die Betroffenen angehört worden, was nach Peters Worten "vertiefte Erkenntnisse" ergeben habe.

"Mit der heutigen Entscheidung setzen wir die notwendige Aufarbeitung unserer Parteigeschichte fort", erklärte die Parteichefin. Die Partei wolle Betroffene weiter ermuntern, auf sie zuzukommen und ihre Geschichte zu erzählen.

(AFP)
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