Prozessauftakt gegen Vater von Tim K. Grüne: Waffen in Privathaushalten verbieten

Berlin (RPO). Zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands muss sich ab heute der Vater eines Amokläufers vor Gericht verantworten. Dem Vater von Tim K. wird vorgeworfen, eine Schusswaffe unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt zu haben. Mit der Pistole tötete sein Sohn im vergangenen Jahr 15 Menschen. Die Debatte über das Waffenrecht wird neu entfacht. Die Grünen wollen Waffen in Privathaushalten verbieten.

 Das Gericht muss versuchen, die Verantwortung des Vaters am Amoklauf von Winnenden zu bewerten.

Das Gericht muss versuchen, die Verantwortung des Vaters am Amoklauf von Winnenden zu bewerten.

Foto: dapd, dapd

Berlin (RPO). Zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands muss sich ab heute der Vater eines Amokläufers vor Gericht verantworten. Dem Vater von Tim K. wird vorgeworfen, eine Schusswaffe unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt zu haben. Mit der Pistole tötete sein Sohn im vergangenen Jahr 15 Menschen. Die Debatte über das Waffenrecht wird neu entfacht. Die Grünen wollen Waffen in Privathaushalten verbieten.

Es ist der erste Prozess dieser Art in Deutschland. Gerichtsangaben zufolge sind mittlerweile 41 Nebenkläger mit 19 Vertretern zugelassen. An den 27 angesetzten Verhandlungstagen sollen etwa 40 Zeugen gehört werden.

Neben mindestens zehn Polizeibeamten sowie Medizinern, die nach dem Amoklauf im Einsatz waren, werden auch direkt Betroffene sowie deren Angehörige gehört. Zudem sind zahlreiche Sachverständige geladen, darunter zwei Psychiater und drei Rechtsmediziner.

Die Staatsanwaltschaft legt dem 51-jährigen Jörg K. fahrlässige unerlaubte Überlassung einer Schusswaffe zur Last, worauf eine Geld- oder Bewährungsstrafe steht. Die Anklage wirft dem Unternehmer vor, die Pistole, die sein Sohn Tim für die Bluttat nutzte, unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt zu haben.

Tim K. hatte im März 2009 bei seinem Amoklauf 15 meist junge Menschen und dann sich selbst erschossen. An dem Verfahren sind 41 Hinterbliebene als Nebenkläger beteiligt. Sie wollen erreichen, dass Jörg K. wegen fahrlässiger Tötung verurteilt wird.

"Nicht das Notwendige getan"

Nach dem Amoklauf waren strengere Sicherheitsbestimmungen erlassen worden, wie Waffen aufbewahrt werden müssen. Zudem wurde die Altersgrenze für das Schießen mit großkalibrigen Waffen von 14 auf 18 Jahre angehoben. Den Grünen geht das nicht weit genug.

"Auch nach Winnenden wurde trotz vieler Bekundungen aus allen Parteien das Notwendige nicht getan", sagte der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir der "Frankfurter Rundschau". "Überall werden Gesetze verschärft, nur in Deutschland bewegt sich zu wenig."

Nötig sei vor allem ein Verbot von Schusswaffen in Privathaushalten, sagte der Grünen-Chef. Aus den bekannten Fällen wisse man um den Zusammenhang zwischen legalen Waffen und Gewalttaten. "Aber aus Angst vor der Waffenlobby trauen sich weder die große, noch die jetzige Koalition, das Thema anzurühren", sagte der Grüne.

Die vorgeschriebenen Kontrollen fänden kaum statt, obwohl es bei Stichproben in einem Drittel bis zur Hälfte der Fälle Beanstandungen gebe. Zudem sei es nach wie vor zu leicht, an einen Waffenschein und an Schusswaffen zu gelangen.

Der CDU-Innenexperte Reinhard Grindel sprach sich ebenfalls für mehr Waffenkontrollen aus. Der Obmann der Union im Bundestagsinnenausschuss sagte am Donnerstag im RBB, der Gesetzgeber habe mit dem neuen Waffenrecht einen Rahmen gesetzt, um noch bessere Kontrollen zu ermöglichen.

(RTR/csi)
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