Politische Stimmung in Deutschland Grüne befinden sich im Umfragen-Allzeithoch

Berlin · Die Grünen profitieren gerade von ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Sie machen auch in bundesweiten Umfragen einen Sprung nach vorn. Wer dafür Federn lassen muss.

  
  
 Annalena Baerbock

Annalena Baerbock

Foto: dpa/Fabian Sommer

Die jüngsten Landtagswahlen scheinen auf die politische Stimmung in Deutschland einzuzahlen. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage vom Mittwoch liegen die Grünen in der Sonntagsfrage gerade mit 23 Prozent vor der SPD, die auf nur 21 Prozent kommt. In der Vorwoche lagen beide noch gleichauf. Die FDP kommt aktuell auf sieben Prozent. Die meiste Zustimmung erhalten CDU und CSU. Laut Forsa-Sonntagsfrage würden die Unionsparteien 28 Prozent der Stimmen erhalten, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre.

Die AfD käme danach auf neun Prozent, und die Linke verbleibt bei vier Prozent. Die sonstigen Parteien liegen bei 8 Prozent (- 1 Prozentpunkt). Es wurden mehr als 2500 Menschen Menschen zwischen dem 17. und 23. Mai 2022 befragt.

Dir Grünen hatten besonders bei der Wahl in NRW sehr stark zugelegt. In beiden Ländern, also auch in Schleswig-Holstein, stehen die Zeichen für schwarz-grüne Bündnisse gut. Die SPD muss Federn lassen.

SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese sieht die Zahlen jedoch gelassen: „Die letzten Wahlergebnisse müssen uns nicht in Selbstzweifel stürzen. Wir stellen den Bundeskanzler und sind stärkste Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Herausforderungen sind zweifelsohne groß. Diese wollen wir gemeinsam in der Ampel-Koalition zum Wohle des Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger angehen und lösen. Umfragen sind dabei nur Zwischenstände. Gewählt wird im Bund erst wieder im September 2025“, sagte er unserer Redaktion.

Auch beim beliebtesten Politiker Deutschlands hat sich etwas getan. Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther (CDU), genießt derzeit Forsa zufolge das größte Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Er verdrängte Bundeskanzler Olaf Scholz vom ersten Platz Dieser befindet sich nun nur noch auf Platz 5. Günther hatte die Wahl in seinem Bundesland Schleswig-Holstein mit einem sehr gutem Ergebnis abgeschlossen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) liegt dicht hinter Günther. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) folgt vor dem CDU-Politiker Hendrik Wüst, der die Wahl in NRW gewann. Dann folgt Kanzler Olaf Scholz, der hat vier Punkte verloren hat. Das Ende des Rankings bilden Janine Wissler (Linke), Tino Chrupalla und Alice Weidel (beide AfD). Die positive Bewertung der beiden Grünen-Minister dürfte auch zu den guten Stimmungswerten bei den Parteipräferenzen führen. ,

Für Aufsehen unter Unions-Wählern sorgte jüngst eine Umfrage, wonach Unionswähler wiederum CSU-Chef Markus Söder eine Kanzlerkandidatur gegen Olaf Scholz eher zu als CDU-Chef Friedrich Merz oder den CDU-Ministerpräsidenten Daniel Günther und Hendrik Wüst. Danach befragt, wen die Union als Kanzlerkandidaten aufstellen sollte, wenn sie jetzt einen aufstellen müsste, sprechen sich laut einer Insa-Umfrage 38 Prozent der Unionswähler für Söder aus. Das ging aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts Insa für die „Bild am Sonntag“ hervor.

Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Die nächste Bundestagswahl steht regulär erst im Jahr 2025 an.

Bis dahin kann sich also noch viel tun. Und doch wird die Ampel-Regierung in den nächsten Wochen auch daran gemessen werden, sie sehr sie geeint bleibt. Im Kanzleramt sieht man die Werte (noch) gelassen, aber besonders die Schwäche der FDP, die bei den Landtagswahlen in NRW nur knapp in den Landtag einzog und als Regierungspartei klar abgewählt worden war, steht unter Druck. Parteichef Christian Lindner will die FDP auf keinen Fall wieder zur reinen Mehrheitsbeschafferin mutieren lassen. Er setzt auf einen liberalen Kurs, der nicht immer kompatibel ist mit den Grünen. In der Ampel-Regierung hatte es auch verstärkt Diskussionen um den politischen Kurs von Bundeskanzler Scholz in der Ukraine-Krise gegeben. Und diese Frage bewegt die Menschen gerade sehr: Drei Monate nach der russischen Invasion bleiben laut Forsa der Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auf die Energieversorgung in Deutschland für die Bundesbürger weiter das alles überlagernde Thema, während die Corona-Pandemie in der Wahrnehmung der Bürger weiter an Bedeutung verliert. Die von der FDP besonders betriebenen Lockerungen der Corona-Maßnahmen zahlt hingegen auf das Konto der Liberalen nicht wirklich ein. Die nächste Wahl findet am 9. Oktober in Niedersachsen statt. Dort will der amtierende Ministerpräsident der SPD, Stephan Weil, seine Macht verteidigen.

(mün)
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