Zeremonie in Berlin Großer Zapfenstreich für Horst Köhler

Berlin (RPO). Zwei Wochen nach seinem überraschenden Rücktritt wurde Bundespräsident a.D. Horst Köhler in Berlin mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Zu Beginn wirkte der 67-Jährige sehr ernst. Nachdem er seine Urkunde in Empfang genommen hatte, lächelte Köhler einige Male. Zum Abschied hatte sich das ehemalige Staatsoberhaupt das Musikstück "St. Louis Blues" gewünscht.

2010: Großer Zapfenstreich für Horst Köhler
33 Bilder

2010: Großer Zapfenstreich für Horst Köhler

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An der Zeremonie im Park des Berliner Schloss Bellevue nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP), Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sowie Bundesratspräsident Böhrnsen (SPD) teil, der derzeit als Staatsoberhaupt fungiert.

Der Große Zapfenstreich ist das höchste Zeremoniell der Bundeswehr zu Ehren von Spitzenmilitärs und herausragenden Politikern. Dabei handelt es sich um eine feierliche Abendmusik, zu der neben Spielmannszug und Musikkorps zwei Züge Soldaten unter Gewehr sowie Fackelträger antreten. Köhler entschied sich für den "Marsch der Elisabether" von Johann Strauß (Vater), einen historischen Marsch aus der Zeit Friedrich des Großen sowie den "St. Louis Blues".

Bereits am Vormittag hatte sich Köhler mit persönlichen Gesprächen und einem Abschiedsfoto von seinen ehemaligen Mitarbeitern in Schloss Bellevue verabscheidet. Köhler habe sich in einer kurzen Rede für die "wunderbare Unterstützung" bedankt, die er in den vergangenen sechs Jahren von seinen Mitarbeitern im Schloss Bellevue erhalten habe, sagte eine Sprecherin des Bundespräsidialamts am Dienstag.

Der 67-Jährige und seine Frau Eva Luise hätten sich anderthalb Stunden Zeit genommen, um mit allen Mitarbeitern zu reden. Zum Abschluss sei noch ein gemeinsames Foto aufgenommen worden

Nach Angaben der Sprecherin wurden Köhler und seine Frau von den etwa 150 anwesenden Mitarbeitern mit Applaus begrüßt und verabschiedet. Die Stimmung unter den Mitarbeitern beschrieb die Sprecherin als "gefasst". Köhler habe mit Blick auf diejenigen, deren Arbeitsverträge an seine Amtszeit gebunden seien, die Hoffnung ausgedrückt, dass es gelingen werde, "gute Lösungen" zu finden.

Am Abend dann die offizielle Verabschiedung mit dem Großen Zapfenstreich der Bundeswehr. Zuvor hatte der amtierende Bundespräsident, Bremens Bürgermeister und Bundesratspräsident Jens Böhrnsen (SPD) zu einem Empfang zu Ehren seines Vorgängers geladen. Köhler war überraschend am 31. Mai wegen der Kritik an seinen Äußerungen zu den Bundeswehr-Einsätzen im Ausland zurückgetreten.

Thüringens früherer Ministerpräsident, Bernhard Vogel (CDU), würdigte Köhlers Verdienste. Köhler habe "den von der Politik enttäuschten Menschen eine Stimme gegeben", sagte Vogel dem Sender MDR Info. Köhler sei es aber nicht gelungen, "den Enttäuschten auch Antworten zu geben". Bis heute fehlten ihm die wirklichen Gründe für Köhlers Rücktritt, sagte Vogel.

Der Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin äußerte erneut Unverständnis über den Rücktritt. Seine scharfe Kritik an Köhlers Äußerungen zur Bundeswehr sei "in der Sache" berechtigt gewesen, sagte Trittin dem "Hamburger Abendblatt". Nicht nur seine Äußerungen hätten Köhler zum Rücktritt bewegt, dieser habe sich auch "von Schwarz-Gelb nicht genügend unterstützt gefühlt".

(AFP/csi)
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