Gipfel im Kanzleramt Bundesregierung wirbt um ausländische Fachkräfte

Berlin · Wirtschaft, Gewerkschaften und Regierung legen sich im Kanzleramt auf eine neue Offensive fest zur Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland.

 Die Bundesregierung will für Mangelberufe mehr Fachkräfte aus dem Ausland holen.

Die Bundesregierung will für Mangelberufe mehr Fachkräfte aus dem Ausland holen.

Foto: dpa/Armin Weigel

Bundesregierung und Wirtschaft haben bei einem Fachkräftegipfel im Kanzleramt am Montagabend verabredet, mehr Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland  zu holen. Grundlage dafür soll das Fachkräftezuwanderungsgesetz sein, das am 1. März 2020 in Kraft tritt. Es sieht eine Reihe von Erleichterungen für die Zuwanderung von Arbeitskräften vor.

Demnach soll die Vergabe von Visa künftig schneller gehen, Berufsabschlüsse unkomplizierter anerkannt werden und Flüchtlinge mit Job sollen bei guter Integration bleiben können. Auch die Einkommensgrenzen werden gelockert.

Darüberhinaus verabredete die Runde im Kanzleramt, dass die Außenhandelskammern gezielt Personal anwerben sollen. Wie aus der dreiseitigen Abschlusserklärung des Gipfels zudem hervorgeht, soll die Wirtschaft mit eigenen Einrichtungen und Programmen bei Qualifikation und Spracherwerb helfen. Das eigene Informationsportal der Bundesregierung „Make it in Germany“ soll mit Hotline und Jobbörse verstärkt für die Rekrutierung von Fachkräften zum Einsatz kommen.

Die Bemühungen der Bundesregierung richten sich allerdings nicht nur auf das Ausland jenseits der EU-Grenzen. Im Inland soll die Ausbildung von Fachkräften verbessert werden. Auch EU-Bürger sollen angeworben werden.

Unter Fachkräftemangel leiden in Deutschland insbesondere Handwerksbetriebe, IT-Unternehmen und Einrichtungen in der Gesundheitsbranche. Einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zufolge sehen 56 Prozent der Firmen im Fachkräftemangel für sich das größte Geschäftsrisiko. Zugleich ist Deutschland für Hochqualifizierte kein attraktives Einwanderungsland. In einer Erhebung der Industriestaaten-Organisation OECD landete Deutschland bei der Anziehungskraft für Akademiker aus dem Ausland nur auf Platz zwölf von 30.

In Nordrhein-Westfalen ist die Lage auch angespannt. Allerdings spricht die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit noch nicht von einem flächendeckenden Fachkräftemangel. Engpässe gibt es in einzelnen Regionen und Berufsgruppen. Festmachen lässt sich dies zum Beispiel an der sogenannten Vakanzzeit – also der Zeitspanne zwischen der geplanten und der tatsächlichen Einstellung. Über alle Berufe betrachtet müssen die NRW-Arbeitgeber 117 Tage warten – das ist sogar einen Tag weniger als der Bundesschnitt. Von einem Engpassberuf sprechen die Fachleute, wenn die Vakanzzeit mehr als 165 Tage beträgt. Das ist ganz klar bei den examinierten Altenpflegern der Fall und zwar NRW-weit. Dort stieg die Wartezeit um 20 auf 182 Tage. Noch krasser fällt die Situation bei den IT-Anwendungsberatermit 203 Tagen aus, allerdings werden diese überwiegend im Rheinland gesucht, in anderen Regionen herrscht kein Mangel. Händeringend gesucht werden zudem nahezu flächendeckend Energietechniker, Fachkräfte für Sanitär- und Heizungstechnik, Softwareentwickler und Lokomotivführer.

(qua)
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