Wolfgang Bosbach "Giovanni, nimm dich nicht so wichtig"

Köln (RPO). Wolfgang Bosbach hat eine anstrengende Woche hinter sich. Der Vorsitzende des Innenausschusses stimmte bei der Euro-Abstimmung im Bundestag über die Ausweitung des Euro-Schirms gegen seine CDU-Fraktion. Jetzt absolvierte der 59-Jährige einen ungewöhnlichen Auftritt in der Satire-Sendung "heute show". Dabei deutete er erneut seinen Rückzug an.

 Auftritt in der Satire-Sendung am Freitagabend: Oliver Welke, Wolfgang Bosbach.

Auftritt in der Satire-Sendung am Freitagabend: Oliver Welke, Wolfgang Bosbach.

Foto: ZDF Screenshot

Wolfgang Bosbach — der Euro-Rebell. So machte der Vater dreier Töchter in den vergangenen Wochen Schlagzeilen. Bosbach stellte sich offen gegen den Euro-Kurs der Kanzlerin. Die immer neuen Milliarden-Hilfen für Athen hält der Mann aus Bergisch Gladbach für ein zu hohes Risiko. Nach der Abstimmung sprach Bosbach offen über den immensen Druck, dem er sich vorher ausgesetzt sah.

"Was ich erleben musste, habe ich mir so nicht vorgestellt", sagte Bosbach in der vergangenen Woche unserer Redaktion. Seine Zukunft im Bundestag ließ er offen. Es habe Verletzungen gegeben, die "tief ins Persönliche" gegangen seien.

Entspannt und gut gelaunt

Mit Spannung war daher Bosbachs Auftritt in der Satire-Sendung "heute-show" von Moderator Oliver Welke im ZDF erwartet worden. Bosbach zeigte sich dabei entspannt und anscheinend gut gelaunt. Als Welke wissen wollte, wie die CDU-Kollegen in den vergangenen Tagen mit ihm umgegangen seien, antwortete Bosbach: "Liebesentzug kann es nur zuhause geben, man fühlt sich aber isoliert."

Persönlich gedroht habe man ihm aber nicht. "Es gibt nicht viel, mit dem man mir drohen kann. Was will man mir schon streitig machen", fragte Bosbach, der seit rund 40 Jahren in der CDU aktiv ist.

"Ein Koch muss die Hitze aushalten"

Geärgert habe er sich über Vorwürfe, aus enttäuschten Karriere-Hoffnungen Stimmung gegen die Koalition zu machen. Bosbach war 2005 nicht, wie von einigen erwartet, Bundesinnenminister geworden. Bosbach betonte, dieser Vorwurf sei Unsinn. Schließlich habe er bisher in Sachen Euro immer die Position der Regierung unterstützt.

Auch den Vorwurf, er sei Anti-Europäer, habe ihn sehr gestört. Dramatisieren wolle er die Vorgänge aber nicht. Politiker müssten Druck aushalten, genauso wie ein Koch sich an die Hitze in der Küche gewöhnen müsse.

Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin verteidigte Bosbach. Zwar laufe die Arbeit im Kabinett nicht immer problemlos, auf der Ebene der Arbeitskreise gelinge die Kooperation aber gut. Die Koalition werde halten. "Der Heilige Vater war da, wir haben jetzt wieder festen Glauben", sagte Bosbach. Das Publikum lachte und klatschte an dieser Stelle. Bosbach glaubt, dass "FDP-Bashing" inzwischen einfach Mode sei. Und fügte lächelnd hinzu: "Dass die mir noch mal leid tun, hätte ich nicht gedacht."

"Giovanni, nimm dich nicht so wichtig"

Erneut deutete Bosbach in der Sendung seinen Rückzug aus der Politik an. Dies sei aber kein Problem, dann übernehme ein anderer seine Aufgaben, "der das genauso gut kann wie ich". Er habe noch ein Jahr Zeit, sich zu entscheiden, und werde schauen, was die kommenden Monate politisch aber auch zwischenmenschlich bringen. Der gläubige Katholik schloss mit einem Ausspruch von Papst Johannes XXIII. Bosbach: "Giovanni, nimm dich nicht so wichtig. Das sollten wir Politiker uns auch mal sagen".

Medienberichten vom Wochenende zufolge soll Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) Wolfgang Bosbach vor der Abstimmung im Bundestag wüst beschimpft haben. Unter anderem soll Pofalla gesagt haben: "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen". Hier mehr...

Über die Ursachen für Bosbachs Verhalten war in den vergangenen Wochen immer wieder spekuliert worden. Dass seine Rückzugsgedanken etwas mit seiner Krankheit zu tun haben, wies der Jurist mehrfach zurück. Bosbach trägt nach einer lebensgefährlichen Herzmuskelentzündung einen Schrittmacher. Kürzlich wurde bei ihm Prostatakrebs festgestellt. Bosbach stellte aber klar: "Ich habe keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigungen."

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