Frauenministerin kritisiert andere Ressorts Frauenanteil in Leitungsebene von obersten Bundesbehörden bei 36 Prozent

Düsseldorf · Die Zahl der Frauen in Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden ist nach Angaben von Frauenministerin Giffey leicht gestiegen. Nachholbedarf gebe es nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in den Bundesministerien.

 Franziska Giffey (SPD), Bundesfamilienministerin, spricht bei der Befragung der Bundesregierung in der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag.

Franziska Giffey (SPD), Bundesfamilienministerin, spricht bei der Befragung der Bundesregierung in der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Nur gut jede dritte Leitungsstelle in den obersten Bundesbehörden in Deutschland ist mit einer Frau besetzt. Die Quote sei im vergangenen Jahr von 34 auf 36 Prozent gestiegen, sagte Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) dem „Handelsblatt“ vom Dienstag. In den Bundesministerien liege der Frauenanteil in Führungspositionen bei 39 Prozent, „das ist immerhin ein Plus von knapp drei Prozentpunkten“.

In ihrem eigenen Ministerium gebe es mehr als 50 Prozent Frauen in Leitungsfunktionen, sagte Giffey. „Aber in anderen Ministerien sieht es eben noch viel schlechter aus“, kritisierte sie. Mit Blick auf die geplante Frauenquote für Vorstände börsennotierter Unternehmen und die Verschärfung der Frauenquote für Aufsichtsräte mahnte die Ministerin, der Bund müsse mit gutem Beispiel vorangehen: „Es geht nicht, dass wir der Wirtschaft alles abverlangen und selbst nicht vor der eigenen Tür kehren.“

Giffey will große Unternehmen gesetzlich dazu verpflichten, mindestens eine Frau in ihren Vorstand zu berufen. Die Vorgabe soll für börsennotierte Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern und mindestens vier Vorstandsmitgliedern gelten. Außerdem soll die gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte künftig mehr Unternehmen betreffen und Verstöße sollen mit neuen Sanktionen bestraft werden. Giffey hofft auf eine Verabschiedung des gemeinsam mit dem Bundesjustizministerium erstellten Gesetzentwurfs im Laufe des Jahres.

„Die Vorstände deutscher Unternehmen sind absolut männerdominiert“, sagte die SPD-Politikerin zu ihrem Vorhaben dem „Handelsblatt“. Es gebe zwar einige Frauen in herausragenden Führungspositionen, was sehr erfreulich sei. „Es darf uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen in Spitzenpositionen – auch im mittleren Management – in weiten Teilen des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland unterrepräsentiert sind.“

Der Frauenanteil in den Vorständen großer Unternehmen war im vergangenen Jahr etwas stärker gestiegen als zuvor, wie aus dem Ende Januar veröffentlichten Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. Eine Geschlechterparität bleibt demnach aber in weiter Ferne: In den 200 umsatzstärksten Unternehmen hatten Frauen laut DIW 2019 insgesamt 94 von 907 Vorstandsposten inne – das entspricht einem Anteil von etwas mehr als zehn Prozent.

(c-st/AFP)
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