Parteitag in Berlin Gerhard Schröder ehrt verstorbene SPD-Legenden

Berlin · Altkanzler Gerhard Schröder ehrte beim Bundesparteitag der SPD in Berlin die drei verstorbenen Sozialdemokraten Helmut Schmidt, Egon Bahr und Günter Grass.

Gerhard Schröder spricht beim SPD-Parteitag 2016
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Gerhard Schröder spricht beim SPD-Parteitag 2015

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Foto: dpa, bvj htf

Mit rauchig klingender Stimme, rein äußerlich aber staatsmännisch wie früher, betonte Schröder vor dem Parteivorstand, rund 600 Delegierten und mehr als 1000 Gästen die Leistungen der drei Männer für die Sozialdemokratie und das Land. Er betonte, ihr Eintreten habe stets das Denken und Handeln von Kanzler Helmut Schmidt, dem Architekten der Ostpolitik Egon Bahr und dem Schriftsteller Günter Grass bestimmt, so Schröder.

Acht Jahre ist es her, dass Schröder bei einem Parteitag der SPD gesprochen hat. 2007 war das, in Hamburg. Kurt Beck war damals Parteivorsitzender, Schröder schon zwei Jahre lang kein Kanzler mehr. Damals eröffnete er seine Rede mit den Worten "ihr habt es mir nicht immer leicht gemacht, aber ich euch auch nicht."

Er erntete Heiterkeit und Beifall, tatsächlich ist Schröders Agenda 2010 bis heute in der Partei heftig umstritten. Die breite Mehrheit der Genossen erkennt zwar an, dass die Arbeitsmarktreformen richtig und wichtig waren und die gute wirtschaftliche Lage Deutschlands auch den damaligen Reformen zu verdanken ist. Gerade der linke Parteiflügel hadert jedoch damit. Und er hat auch immer wieder mit Egon Bahr und Helmut Schmidt gehadert. Der Auftritt Schröders wurde nicht zuletzt deswegen mit Spannung erwartet.

Der Altkanzler und frühere Parteivorsitzende begann mit Grass, der im April im Alter von 87 Jahren verstorben war. Der "gute Deutsche" und "große Sozialdemokrat" habe als Schriftsteller Großes vollbracht. Schröder hob die "Blechtrommel" als einen "gewaltigen Roman" hervor. Grass habe ihn, den damaligen Bundeskanzler, in seinem Nein zum Irak-Krieg bestärkt. Deswegen sei Grass auch stolz auf die SPD gewesen, Schröder erntet dafür auch mehr als zwölf Jahre nach seiner Entscheidung reichlich Applaus von den Sozialdemokraten.

Angesichts der aktuellen Migrationskrise und dem um sich greifenden Terrorismus betonte Schröder die außenpolitischen Leistungen der verstorbenen Legenden. Egon Bahr, mit 93 Jahren im August gestorben, habe die Haltung gegen das Nazi-Deutschland in die SPD geführt. Schröder erinnerte daran, dass Bahr zum engsten Weggefährten von SPD-Übervater Willy Brandt wurde und gemeinsam mit ihm die Strategie "Wandel durch Annäherung" trotz hohen Risikos und gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt habe.

Viel Respekt für Helmut Schmidt

"Ohne ihren Einsatz hätten Ost und West kaum wieder zusammengefunden", sagte Schröder. Bahr habe ihm immer imponiert, auch wegen seiner Überzeugung, auch noch so verfahrene Konflikte mit kluger Politik lösen zu können. Und dann spannt Schröder den Bogen zur heutigen Politik, zum heimlichen Star dieses Parteitags in Berlin, Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Schröder rief die Genossen dazu auf, in der Tradition von Brandts und Bahrs Politik auch Steinmeier zu unterstützen. Ein überflüssiger Appell, Steinmeier eint derzeit wie kein anderer die Partei.

Prägend für die SPD war Helmut Schmidt, einer der beliebtesten Politiker und Kanzler der Geschichte. Im November starb Schmidt im Alter von 97 Jahren in Hamburg. Schröder ehrte ihn als einen "wahrhaft großen Kanzler, der unser Land in der Welt zu einem geachteten Partner gemacht hat". Schmidt habe auch angesichts des RAF-Terros verantwortungsvoll gehandelt, sei sich seiner Taten und deren Tragweite immer bewusst gewesen.

"Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit"

Schmidt habe die Richtung vorgegeben, Orientierung gegeben, Sicherheit vermittelt. Schmidt habe ihn, Schröder, in seiner Zeit als Kanzler auch kritisch begleitet, ebenso wie er als Jungsozialist sich auch an der Politik von Schmidt gerieben habe. Mit Verweis auf Schmidt rief Schröder wieder die Genossen dazu auf, Sigmar Gabriel in seinem Kurs zu unterstützen. Er mahnte die Parteimitglieder, dass der Erfolg für die SPD mit einem wirtschaftsfreundliche Kurs der Partei gekommen sei, bei Schmidt und auch bei ihm. Der Applaus dazu viel verhalten aus.

Schröder sprach aus, was diesen Parteitag prägen wird: Das Erbe dieser drei großen Sozialdemokraten fortzuführen, die Politik eines Helmut Schmidt und Egon Bahr neu zu definieren, auf die Gegenwart zu übertragen. Schröder sagte, in den Lebensläufen der drei Verstorbenen konzentriere sich die Geschichte unseres Landes. "Wir stehen für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit", sagte Schröder. Nach einer Viertelstunde endet Schröder damit: Man verbeuge sich vor großen Sozialdemokraten, "ihr Tod ruft uns in Erinnerung, was uns Sozialdemokraten im Kern zusammenhält".

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