Nie eine staatliche Zuwendung erhalten Geerkens verteidigt Privatkredit an Wulff

München · Ex-Unternehmer Egon Geerkens hat aus seiner Freundschaft zu Bundespräsident Christian Wulff nach eigenen Angaben nie einen Vorteil gezogen.

Bettina Wulff - Stilsicher im Orient
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Er habe Wulff während dessen Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident als Mitglied von Wirtschaftsdelegationen auf Auslandsreisen nach China, Japan und in die USA begleitet. "Ich habe alle drei Reisen selbst bezahlt, die Flüge, die Hotels, sogar die Organisationsgebühr der IHK", sagte Geerkens der "Süddeutschen Zeitung".

Als Unternehmer habe er nie einen öffentlichen Auftrag oder eine staatliche Zuwendung erhalten. "Zu dem Zeitpunkt, als Christian Wulff den Kredit meiner Frau erhielt, war ich gar kein Unternehmer mehr", sagte Geerkens weiter. Denn bereits ein Jahr zuvor habe er alle geschäftlichen Aktivitäten aufgrund einer schweren Krebserkrankung eingestellt.

Geerkens: Kredit an Wulff war reines Privatdarlehen

Geerkens verteidigte den Privatkredit seiner Frau Edith an Wulff gegen öffentliche Kritik und nahm den CDU-Politiker in Schutz. "Das war ein rein privates Darlehen meiner Frau für einen Freund", sagte der in der Schweiz lebende Geerkens.

In der Zeitung spricht der ehemalige Händler von Schrottautos, Antiquitäten und Schmuck ausführlich über seine Freundschaft zu Wulff, den er nach eigenen Angaben "seit mindestens 34 Jahren kennt." Bereits mit Wulffs früh verstorbenen Vater sei er befreundet gewesen.

Wulff bei erster Heirat Penthouse-Wohnung überlassen

Zu Wulffs erster Hochzeit habe er dem Paar seine Osnabrücker Penthouse-Wohnung überlassen. "Das waren junge Leute, die hatten damals noch kein Geld, und da habe ich ihnen zur Feier meine Wohnung zur Verfügung gestellt", sagt Geerkens. Bei Wulffs zweiter Eheschließung sei er der Trauzeuge des damaligen Ministerpräsidenten gewesen.

Geerkens nahm Wulff auch gegen den Vorwurf in Schutz, er habe den niedersächsischen Landtag nicht präzise informiert, in dem er den 500.000 Euro-Kredit von Edith Geerkens verschwiegen habe. "Christian Wulff hat damals völlig korrekt geantwortet", sagte der Unternehmer.

Beck fordert Aufklärung

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) fordert von Wulff Aufklärung. "Der Bundespräsident muss Klarheit schaffen", sagte Beck am späten Mittwochabend in Mainz. Er selbst hätte sich als Regierungschef keinen Kredit von einem privaten Unternehmer geben lassen. "Da wäre ich nicht in den kühnsten aller Träume drauf gekommen", betonte Beck. Aufklärung sei nun wichtig, da die Diskussion nicht gut für die Republik sei.

Der SPD-Innenexperte Sebastian Edathy forderte Wulff zu einer Entschuldigung auf. "Ganz offensichtlich hat der heutige Bundespräsident in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident einen massiven Fehler begangen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Es sei "für einen Politiker mehr als anrüchig, von einem Unternehmerehepaar einen Privatkredit zu bekommen, dessen Konditionen zudem noch günstiger waren als die üblichen Bankzinsen". "Diesen Fehler sollte Herr Wulff einräumen und sich dafür entschuldigen", sagte Edathy.

(APD)
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