Köhler appelliert an Entführer "Geben Sie die Geiseln ihren Familien zurück"

Berlin (RPO). Bundespräsident Horst Köhler hat eine Videobotschaft veröffentlicht, in der er direkt an die Entführer der beiden Deutschen im Irak appelliert. Darin fordert er die Täter auf, die Geiseln freizulassen. "Halten Sie ein! Geben Sie die Geiseln ihren Familien zurück", fordert Köhler.

Chronik - Die Entführungen im Irak
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Foto: AFP

Der Wortlaut der Erklärung: "Am 6. Februar wurden in Bagdad die beiden Deutschen, Frau Hannelore Krause und ihr Sohn Sinan, entführt. Seitdem befinden sie sich in der Hand unbekannter Täter, und seitdem bemüht sich die Bundesregierung um ihre Freilassung. Am letzten Samstag drohten die Entführer mit der Ermordung der Geiseln, wenn sich die Bundeswehr nicht aus Afghanistan zurückzieht. Es gibt kein politisches Ziel, das die Entführung oder die Tötung unschuldiger Menschen rechtfertigt. Keine Religion erlaubt ein solches Verhalten. Ich wende mich jetzt direkt an Sie, die Entführer: Ich appelliere an Sie, Frau Krause und Ihren Sohn umgehend freizulassen. In Irak ist schon zuviel unschuldiges Blut vergossen worden. Halten Sie ein! Geben Sie die Geiseln ihren Familien zurück."

Die beiden im Irak lebenden Deutschen, die 61-jährige Hannelore Krause und ihr erwachsener Sohn Sinan, waren am 6. Februar in Bagdad verschleppt worden. Am 10. März drohten ihre Entführer mit der Ermordung der beiden, falls Deutschland nicht binnen zehn Tagen alle Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan abzieht. Das Ultimatum läuft am kommenden Dienstag ab.

Köhlers Appell wurde während seiner Lateinamerikareise von der ARD aufgenommen. Eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes sagte, Köhler habe die Videobotschaft auf Bitten der Bundesregierung abgegeben. Es ist ungewöhnlich, dass sich ein Staatsoberhaupt in dieser Form direkt an die Entführer wendet. Allerdings hatte Köhler schon bei früheren Entführungen die Freilassung der Geiseln gefordert.

Einen Video-Aufruf hatte auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder im Dezember 2005 an die Entführer der damals im Irak verschleppten Deutschen Susanne Osthoff geschickt. Sie wurde noch im selben Monat freigelassen.

Per Video baten die Mütter der beiden im Februar 2006 ebenfalls im Irak verschleppten Ingenieure René Bräunlich und Thomas Nitzschke die Kidnapper, ihre Söhne am Leben zu lassen und auf freien Fuß zu setzen.

Die beiden kamen nach 99 Tagen wieder frei. In allen Fällen erklärte die Bundesregierung, sie lasse sich von Geiselnehmern nicht erpressen. Es gab aber Medienberichte, es sei Lösegeld geflossen.

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