CSU-Parteitag Gauweiler bekommt den meisten Applaus

Nürnberg (RPO). Um 15.47 Uhr tritt Horst Seehofer ans Mikrophon. Die Debatte des CSU-Parteitags über den künftigen europapolitischen Kurs läuft noch nicht lange, da will der CSU-Chef ihr seinen Stempel aufdrücken. "Bayern ist unsere Heimat, Deutschland ist unser Vaterland, Europa ist unsere Zukunft," zitiert Seehofer ein altes Wort von Franz Josef Strauß.

 Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler spricht in Nürnberg auf dem 76. Parteitag der CSU.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler spricht in Nürnberg auf dem 76. Parteitag der CSU.

Foto: dapd, dapd

So war es - und so soll es bleiben. Basta. Doch geht seine Partei da mit? Den längsten und leidenschaftlichsten Applaus in einer emotional geführten Debatte erhält nicht Seehofer, sondern ausgerechnet der Euroskeptiker Peter Gauweiler.

CSU bleibt "Partei Europas"

Seehofer beeilte sich direkt vor dem Parteitag zu betonen, dass eine Wahl Gauweilers in keinem Fall die Koordinaten der Europapolitik der CSU verändern werde. Und auch Seehofers ganze Rede zu dem Leitantrag wirkt dann so, als sei sie der Frage geschuldet, ob die CSU nun auf einen populistischen antieuropäischen Kurs umschwenkt. Seehofer bestreitet diesen Eindruck: "Die CSU ist und bleibt eine Partei Europas", sagt er in seiner Rede mehrfach.

Der Parteitag applaudiert Seehofer dafür - allerdings mehr höflich als leidenschaftlich. Ganz anders dagegen verabschieden die Delegierten Gauweiler. Als der spricht, hängt der ganze Saal an seinen Lippen - die Spannung ist zum Greifen spürbar. Gauweiler zeigt dabei all die Facetten, die seinen Ruf als exzellenter Redner begründen.

So wendet sich Gauweiler mitten im Reden in einer kleinen Geste zu der riesigen Stellwand hin, die die Parteitagsstrategen in der Halle haben aufstellen lassen. "Auf Bayern kommt es an!" steht dort in großen Buchstaben geschrieben. Eine Steilvorlage für Gauweiler. "Wir müssen uns einbringen und hier für klare Verhältnisse sorgen", sagt Gauweiler zur Aufgabe der CSU in Europa. Und dann stellt er es so dar, als würde er mit seiner Skepsis letztlich nur die alten Positionen der Bundeskanzlerin vertreten: Die habe schon vor fünfzehn Monaten gesagt, dass zur Not überschuldeten Ländern geraten werden müsse, den Euroraum zu verlassen. Im Nachhinein sei es schade, dass damals niemand auf Merkel gehört habe - der Saal klatscht.

Kritik an Euroskepsis

So brillant Gauweiler spricht, so große Sorgen löst er bei manchen in seiner Partei aus. Manfred Weber, Chef des CSU-Bezirks Niederbayern und Europaabgeordneter, sagt in einer nicht minder leidenschaftlichen Rede, es könne passieren, "dass wir uns in eine Provinzpartei verwandeln". Die Euroskeptiker in der CSU würden das Gefühl vermitteln, "es wäre alles viel einfacher, wenn wir dieses Europa nicht hätten", schimpft Weber. "Ich sage euch, dass wir dieses Gefühl nicht einreißen lassen dürfen."

Am Ende stimmt der Parteitag einstimmig für den Leitantrag des CSU-Vorstands. Direkt nach der Debatte über den Euro tritt als Gastrednerin Angela Merkel ans Mikrophon. Sie braucht nicht lange um zu zeigen, wer die eigentlichen Vorgaben macht. "Wir stehen zum Euro und werden auch in Zukunft zum Euro stehen", sagt Merkel knapp - da ist kein Wackler gestattet.

Und sie verdammt mit Hinweis auf das "C" im Namen von CDU und CSU die kaum verhohlenen Verurteile, die bei der Kritik an Griechenland bei vielen mitschwingen. "Warum sollen die Griechen das nicht können? Sie müssen es nur erlernen, sie müssen die Hand gereicht bekommen", sagt Merkel. Und dann diktiert sie der CSU einen Satz, der alle Kritiker zur Mäßigung zwingt: "Europa ist nicht das Werk der Verunglimpfung."

Wenig Applaus für Guttenberg

Fast schon vergessen scheint angeischts des dominierenden Themas Euopader einstige Star und Hoffnungsträger der CSu - nun muss ausgerechnet CDU-Chefin Merkel die CSU zu Applaus für Karl-Theodor zu Guttenberg ermahnen. Für Guttenberg, der im Zuge seiner Plagiatsaffäre als Verteidigungsminister zurückgetreten war, fand sie wegen der von ihm angeschobenen Bundeswehrreform viel Lob. Als dies den Delegierten aber nur spärlichen Beifall wert war, rüffelte sie Merkel. "Ich finde, Karl Theodor zu Guttenberg hätte ein bisschen mehr Beifall verdient."

(AFP/top)
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