Suche nach Flüssiggas Habeck reist nach Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate

Berlin · Katar exportiert jede Menge Flüssiggas - allerdings bislang vor allem nach Asien. Wirtschaftsminister Habeck will dort nun eine Partnerschaft ausloten. Allerdings sind Menschenrechte in Katar ein schwieriges Thema.

 Wirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Rede im Bundestag.

Wirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Rede im Bundestag.

Foto: AFP/TOBIAS SCHWARZ

 Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reist an diesem Wochenende nach Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Besuch ist Teil der Bemühungen, nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu verringern. Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssiggas (LNG). Der allergrößte Teil geht jedoch bisher nach Asien.

Der Grünen-Politiker sagte, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe die Frage der Energiesicherheit auch in das Zentrum der internationalen Diskussion gerückt. „Wir müssen mehr denn je für eine globale Energiewende werben und aktuell die Diversifizierung von Erdgasquellen vorantreiben. So brauchen wir einerseits, kurzfristig und vorübergehend, mehr Flüssigerdgas und wollen dies an eigenen deutschen Terminals anlanden.“

Anderseits müsse die künftige Umstellung von konventionellem Erdgas auf „grünen“ Wasserstoff noch schneller auf den Weg gebracht werden, sagte Habeck: „Dies geht am besten im europäischen und internationalen Verbund. Für beides sind unsere Partner in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten von zentraler Bedeutung.“

Habeck fliegt am Samstag zunächst nach Katar, wie das Ministerium mitteilte. In der Hauptstadt Doha wird er vom Emir, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, empfangen. Geplant sind daneben Gespräche mit Ministern. Am Sonntag geht es weiter in die VAE, dort will Habeck mit mehreren Ministern zusammenkommen. Er wird bei der Reise, die bis Montag dauert, nach Ministeriumsangaben von einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation begleitet.

In den Gesprächen auf der Reise werde neben den Fragen der Wirtschaftsbeziehungen auch die Lage bei den Menschenrechten eine Rolle spielen, hieß es.

Katar, Gastgeber der Fußball-WM in diesem Jahr, wird immer wieder vorgeworfen, ausländische Bauarbeiter auszubeuten. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International weist dabei auch auf eine große Zahl ungeklärter Todesursachen hin. Einzelfälle belegen, dass ausländische Arbeiter bei großer Hitze ohne Trinkwasser zum Arbeiten gezwungen werden. Die Regierung in Doha weist die Kritik zurück und verweist auf zahlreiche Reformen, die die Lage der ausländischen Arbeiter verbessert hätten.

Katar ist nicht das einzige Land, das Flüssiggas exportiert. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft betonte, insbesondere in den USA, Katar und Australien seien Produzenten in der Lage, ihre Angebotsmenge kurzfristig auszuweiten. „Es besteht somit die Möglichkeit, zusätzliche Flüssigerdgas-Mengen zu beziehen - allerdings bei voraussichtlich hohen Preisen.“

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, sagte der Deutschen Presse-Agentur, für die Versorgungssicherheit deutscher Unternehmen seien mehr Flüssiggas-Lieferungen (LNG) ganz entscheidend: „Katar hat das Potenzial, mit zusätzlichen Mengen teilweise russische Gaslieferungen zu ersetzen.“

Wansleben sagte, es bestünden bisher erhebliche Hindernisse beim Transport. Trotz einer stetig wachsenden LNG-Tankerflotte gebe es deutliche Kapazitätsprobleme. „Darüber hinaus stellt sich die Frage der Anlieferung.“ Deutschland verfüge aktuell über kein eigenes LNG-Terminal. Die Bundesregierung will den Bau von Terminals vorantreiben. Wansleben sagte, die Genehmigungs- und Bauverfahren für die Terminals müssten erheblich beschleunigt werden, um schon 2023/2024 in Betrieb genommen werden zu können.

(peng/dpa)
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