Opposition fordert Aufklärung über KSK-Einsatz Galt der Angriff von Kundus Taliban-Führern?

Düsseldorf (RPO). Die Anzeichen, dass am Luftschlag von Kundus auch die Bundeswehr-Elite-Einheit KSK beteiligt war verdichten sich. Die Opposition verlangt Aufklärung vom Verteidigungsministerium.

Afghanistan: Das Protokoll des Luftangriffs
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Foto: AP

Dass die Abgeordneten nicht oder falsch über eine mögliche Beteiligung der KSK informiert worden seien, sei fatal, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, am Donnerstag Reuters-TV. Damit werde das Vertrauen in die Einsätze der Bundeswehr massiv beschädigt. "Sollte dieser Einsatz von KSK geführt worden sein, wird dann plötzlich auch klarer, warum die Informationen schlecht, falsch, auf jeden Fall unzureichend waren."

Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, im deutschen Feldlager Kundus sei der Luftangriff auf zwei gekaperte Tanklastzüge aus einem Kommandostand einer geheimen Einheit "Taskforce 47" (TF47) geführt worden. Diese Task Force bestehe zur Hälfte aus KSK-Elite-Soldaten. Ein Informant habe Hinweise gegeben, dass sich vier Taliban-Anführer bei den Lastern befunden hätten. Die "Leipziger Volkszeitung" berichtete unter Berufung auf einen Parlamentarier, bei dem Bombenangriff sei es um die gezielte Ausschaltung dieser Männer gegangen.

Die Darstellung deckt sich in den wesentlichen Bereichen mit einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die bisher verbreitete Darstellung, es sei bei der Bombardierung vor allem darum gegangen, die Tankwagen zu zerstören, sei nur ein Teil der Wahrheit, schreibt das Blatt in ihrer Online-Ausgabe. Im Raum Kundus sei es vielmehr darum gegangen, Aufständische, mögliche Terroristen, Taliban zu jagen und festzusetzen. Am 4. September, dem Tag der Bombardemenst, sei die KSK offenbar vier Taliban-Führern auf der Spur gewesen.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte zu den Berichten lediglich, die Obleute des des Verteidigungsausschusses seien auch über die "Taskforce 47" unterrichtet worden. Dem "Kölner Stadt-Anzeiger" sagte Arnold, es sei möglich, dass die Beteiligten an dem Luftangriff die Taliban-Anführer töten wollten und dabei auch den Tod von Zivilisten in Kauf genommen hätten.

Bei dem Luftangriff sind nach Angaben des Anwalts der Opferfamilien mindestens 137 Zivilisten getötet worden. "Wir haben allein 91 Witwen von Opfern des Bombardements und 163 Waisenkinder registriert", sagte Rechtsanwalt Karim Popal der "Neuen Presse". Demnach würden seit dem am 4. September von einem deutschen Oberst angeforderten Angriff auch 22 Menschen vermisst. Zudem gebe es 20 Verletzte, sagte Popal.

Popal forderte von der Bundesregierung die Einrichtung eines Entschädigungsfonds. Dass die Bundesregierung eine Entschädigung an die Opfer zahlen wolle, sei eine "weise Entscheidung" gewesen. Allerdings sei einer Witwe in Afghanistan mit der reinen Geldzahlung nicht geholfen. "Die Bundesregierung muss den Opfern der Angehörigen helfen und für sie Zukunftsperspektiven schaffen", sagte Popal.

(RTR/pst)
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