Wahlkampf 2013 Gabriels Frauenquote liegt bei 50 Prozent

Berlin · Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel will das Team für den Wahlkampf 2013 mindestens zur Hälfte mit Frauen besetzen. Nachdem Hannelore Kraft glaubhaft versichert hat, dass sie in NRW bleibt, drängen sich vier Sozialdemokratinnen für Spitzenjobs auf.

SPD: Das sind Gabriels starke Frauen
6 Bilder

SPD: Das sind Gabriels starke Frauen

6 Bilder

Mit Beginn seiner Babypause hat SPD-Chef Sigmar Gabriel einen Pflock in Sachen Wahlkampfstrategie 2013 eingeschlagen. Während als Kanzlerkandidaten nach wie vor drei mehr oder weniger ergraute Herren zur Verfügung stehen, setzt der Chef-Sozialdemokrat beim Regierungsteam auf jüngere Frauen.

"Klar ist: Das Team muss mindestens zur Hälfte aus Frauen bestehen", sagte Gabriel der "Welt am Sonntag". An vier Frauen wird ein SPD-Kanzlerkandidat ohnehin kaum vorbeikommen. Dazu gehören:

Andrea Nahles Viele Jahre ist die frühere Juso-Vorsitzende den mächtigen Männern in ihrer Partei vor allem auf die Nerven gegangen. Dabei bekundete sie in Talkshows selbstbewusst, sie sei ja nicht in die Politik gegangen, um mit Wattebäuschchen zu werfen. An drei Stürzen beziehungsweise Rücktritten von SPD-Chefs war sie unmittelbar beteiligt. Sie war es aber auch, die sich 2009 nach der historischen Niederlage ihrer Partei bei der Bundestagswahl mit Sigmar Gabriel, dem früheren Arbeitsminister Olaf Scholz und Berlins Regierungschef Klaus Wowereit zusammensetzte und beschloss, die Partei wieder aus dem Dreck zu ziehen. Seitdem ist die 42-jährige Generalsekretärin persönlich gereift und arbeitet unermüdlich und effizient am Wiederaufbau der Sozialdemokraten. Dass sie den Wahlkampf 2013 nicht managen soll, traut sich inzwischen auch keiner mehr zu sagen. Selbst in den Hinterzimmern sind ihre Kritiker verstummt. Option: Arbeits- und Sozialministerin.

Manuela Schwesig war im Wahlkampf 2009 die einzige personelle Überraschung, die die SPD zu bieten hatte. "Ich dachte, Mensch, die Frau ist ein Glücksfall: Jung, intelligent, hübsch, zielstrebig — sie entsprach gar nicht dem Bild der vermeintlichen Macho-Partei SPD", sagte der damalige Kanzlerkandidat und heutige Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier dem "Stern" rückblickend. Manch eine Genossin ist der Meinung, dass es Schwesig sehr einfach hatte beim parteiinternen Aufstieg. Die 38-Jährige hätte sich allerdings nicht halten können, wenn sie nicht auch ehrgeizig, beharrlich und mit einem robusten Naturell ausgestattet wäre. Zudem erweckt sie den Eindruck, in Mecklenburg-Vorpommern, wo sie seit 2008 Sozialministerin ist, ein wenig unterfordert zu sein. Während der Verhandlungen um das Bildungspaket für die Kinder von Langzeitarbeitslosen lieferte sie ihr Gesellenstück für die Bundesebene ab. Selbst die Gegner aus dem Regierungslager zollten ihr Respekt. Wochenlang saß sie CDU-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen gegenüber und rang um jedes Detail. Kleiner Schönheitsfehler: Am Ende waren die Damen zum Kompromiss nicht fähig. Dennoch ist die SPD-Vize-Chefin auf Bundesebene ministrabel. Option: Gesundheitsministerium oder Familienministerium.

Aydan Özoguz ist erst 2009 in den Bundestag und im Dezember vergangenen Jahres zur SPD-Vize-Chefin gewählt worden. Dennoch stehen ihre Chancen für einen steilen Aufstieg gut: Gabriel hat für 2013 die Richtung vorgegeben, dass ein Migrant oder eine Migrantin ein klassisches Ressort bekommt und "nicht nur für Integration". Die 45-jährige Özoguz, die in Hamburg als Kind türkischer Kaufleute aufgewachsen ist, genießt in der Partei hohe Anerkennung. Nach Gabriels Interview-Äußerung meldete sich prompt der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises der SPD, Johannes Kahrs, zu Wort. Özoguz sei "eine großartige Politikerin", er gehe "selbstverständlich davon aus, dass sie 2013 zur Regierungsmannschaft gehört", betonte Kahrs. Özoguz selbst ist der Typ, der Provokationen lieber vermeidet und dafür geduldig die Zusammenhänge zwischen Bildung und Integration erklärt. Option: neu geschaffenes Ministerium für Bildung und Integration oder neu geschaffenes Ministerium für Familie und Integration.

Barbara Hendricks ist mit 60 die älteste Anwärterin bei den SPD-Frauen auf ein Ministeramt. Die Sozialdemokratin vom Niederrhein ist seit 2007 Schatzmeisterin ihrer Partei und damit in fast alle wichtigen Entscheidungen der Parteiführung eingebunden. Zuvor war sie von 1998 bis 2007 Staatssekretärin im Finanzministerium. Hendricks war bereits 2009 Mitglied in Steinmeiers Wahlkampf-Team. Damals trat sie für das Thema Verbraucherschutz an. Seitdem ist eine besondere Leidenschaft für dieses Thema bei ihr nicht zu erkennen. Option: Sie wird für den Wahlkampf ein neues, schlagkräftiges Thema brauchen — schon allein um Konkurrenz unter den Frauen zu vermeiden. Denn die Ressorts, die typischerweise von Frauen besetzt werden, sind inhaltlich von den Partei-Vize-Chefinnen Schwesig und Özoguz belegt.

(RP/jh-/csi/das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort