Kommentar Gabriel nutzt seine Chance

Dresden (RP). Von einer gelungenen Rede hängt auf einem SPD-Parteitag enorm viel ab. Oskar Lafontaine stürzte 1996 in Mannheim mit einer umjubelten Ansprache seinen Vorgänger Rudolf Scharping. Der neue Parteivorsitzende Sigmar Gabriel fuhr mit einer glänzenden Rede ein Traumergebnis ein.

2009: Gabriel zum neuen SPD-Chef gewählt
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2009: Gabriel zum neuen SPD-Chef gewählt

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Geschickt verlagerte der neue Hoffnungsträger der Partei die politischen Koordinaten und stellte die SPD sowohl als linke Volkspartei, als auch als Kraft einer selbst definierten Mitte dar. Das konnte beide Parteiflügel überzeugen. Ein rhetorische und taktische Meisterleistung.

Das allein wird zur Genesung der schwerkranken SPD nicht ausreichen. Auch Gabriel muss der Öffentlichkeit erklären, wozu die SPD noch benötigt wird und für welche Wählerschichten sie wieder attraktiv werden kann. "Wir sind aus der Mode”, bilanzierte der bisherige Vorsitzende Franz Müntefering und traf damit den Nagel auf den Kopf.

Noch wählen aus Sicht der SPD zu viele Arbeiter die Union, zu viele fortschrittliche Bürgerliche die Grünen und zu viele Hartz-IV-Empfänger die Linkspartei. Ob hier die SPD wieder ansetzen kann, ist völlig offen. Der neue Chef Gabriel hat wenigstens einen Anfang gewagt. Er hat eine Kurskorrektur angekündigt, aber die Tassen im Schrank gelassen. Der Start ist ihm erst einmal geglückt.

(RP)
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