Schloss Elmau in Bayern Alpenidyll im Blick — wo die Mächtigen des G7-Gipfels tagen

Krün · Schloss Elmau bei Garmisch ist ein exklusives Refugium. Am 7. und 8. Juni kommen die Mächtigen der Welt zum G7-Treffen hierher. Die Sicherheitsvorkehrungen laufen bereits auf Hochtouren. Eine Erkundung.

G7-Gipfel auf Schloss Elmau - Bilder vom Luxus-Hotel
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Schloss Elmau – Herberge des G7-Gipfels in Bayern

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Vicco von Bülow, Loriot genannt, bezog immer Erkerzimmer 219 im Luxus-Refugium Schloss Elmau. Er saß gern an dem großen Schreibtisch mit Blick auf das grandiose Wettersteinmassiv und tüftelte so kreativ wie akribisch an vielen seiner unsterblichen Sketche. Auf Schloss Elmau, 1916 von dem Philosophen und Theologen Johannes Müller in einem Hochtal südlich von Garmisch-Partenkirchen erbaut, soll auch das Badewannen-Duett der Herren Müller-Lüdenscheidt und Klöbner entstanden sein.

Womit wir einen gedanklichen Hopser machen zum Treffen der sieben größten Industrienationen (G7). Kann man sich als kindische Zankäpfel um ihr Wannen-Revier nebst Quietscheente die Staatsleute Barack Obama und Wladimir Putin vorstellen? Loriot hätte das spielend gekonnt. Allein, der Meister des feinsinnigen Humors hätte Putin wohl durch François Hollande aus Frankreich ersetzt, denn der aggressive Russe ist inzwischen unerwünschte Person im Kreis der erlauchten und wichtigen Lenker unser aller Geschicke. Die G7-Granden denken: Nix G8, mag der Putin in seiner Moskauer Wanne Wellen schlagen, wir planschen unter uns.

Wie 2007 im Grand Hotel Heiligendamm an der Ostseeküste, so ist auch 2015 wieder die Bundesrepublik Deutschland an der Reihe als Gastgeberin des zweitägigen Treffens der Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, Japans, Großbritanniens, Frankreichs und Italiens. Mit dabei noch, und längst nicht mehr am Katzentisch: der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker. Etwa 80 Millionen Euro kostet das Treffen vor der deutschen Gipfelkulisse.

Die neuen G7-Staaten
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Die neuen G7-Staaten

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Foto: Radowski

Man hat das 1000 Meter hoch gelegene Fünf-Sterne-Haus einen Zauberberg des 21. Jahrhunderts genannt, ohne Sanatoriums-Odium allerdings und gottserbärmliches Husten von Bronchialkranken: Hier grüßen sich keine Todgeweihten, sondern Ruhesuchende und Freunde gehobener Lebensart. Wohin man schaut, was man erspürt: Eleganz mit schweißfrei sportlicher Note, unangestrengt wirkender Luxus, Behaglichkeit drinnen und draußen, Erholung und Inspiration für Körper, Geist und Seele — eine 200 Hektar umfassende Offerte, dem Leben für ein paar Tage oder Wochen die Krone aufzusetzen.

Wenn das kein Platz für Politiker der internationalen Champions League ist! Abgeschieden von der lärmenden Welt. Allein das sachte morgendliche Halsglocken-Geläut von in der Ferne grasenden Tieren dringt ans Ohr des erwachenden Gastes. Dietmar Müller-Elmau, der Eigentümer des geschichtsträchtigen Hauses, das sich seit dem Wiederaufbau nach einer Brandkatastrophe vor neun Jahren zeitgeistgemäß "Luxury Spa & Cultural Hideaway" nennt, ist als "Hotelier des Jahres 2012" Lorbeerkränze gewohnt. Aber das Großereignis am 7. und 8. Juni — das ist der Gipfel. Es darf vermutet werden, dass Angela Merkel persönlich die Entscheidung zugunsten dieses Refugiums getroffen hat. Sie schätzt Schloss Elmau seit einem Besuch kurz vor Beginn ihrer Kanzlerschaft. Damals tagte höchste Nato-Prominenz dort droben, und Merkel hielt einen Vortrag zum immergrünen Thema "Die EU und die Türkei".

Lebte der frühere Bundespräsident und nordrhein-westfälische Regierungschef Johannes Rau noch, hätte er Merkel nicht abgeraten. Denn für Rau war Elmau jahrzehntelang Rückzugsort, Quelle geistigen Wiederaufbaus. Natürlich hat Rau nicht nur in der imponierenden Bibliothek gestöbert, den Hauskonzerten gelauscht, Literaten- und Philosophenzirkeln beigewohnt; er hätte nicht nur in der neuen Tea-Lounge oder an den wunderschönen Pools die Seele baumeln lassen; als Kotelett-Fan hätte er schon gar nicht das Sterne-Restaurant "Luce d'oro" ("Goldenes Licht") ausgelassen.

Dietmar Müller-Elmau, der sich mit Rau duzte, zeigt ins Freie: "Da unter dem Baum hat Johannes gesessen und es genossen, von Hausgästen erkannt zu werden." Einmal habe Raus Ehefrau auf ein Elmau-freies Jahr bestanden und dem Gatten zur Schweiz geraten. Zurück in Elmau, habe dieser über den Abstecher geseufzt: "Da kannte mich ja kein Schwein."

Wie immer, wenn bedeutende Staatsleute zu ihrer alljährlich stattfindenden, ganz wichtigen Staats-Gipfeltour ansetzen, hagelt es Proteste. Schloss Elmau bleibt davon nicht verschont. Die Grünen aus Garmisch maulen über zu befürchtenden Umweltfrevel, etwa wenn die Helikopter mit Merkel und ihren Staatsgästen im stillen Hochtal Mensch und Tier erschrecken, wenn erwartete 5000 Journalisten und noch viel mehr Sicherheitskräfte und Referenten über Wiesen trampeln, auf denen — o Schreck! — der Enzian wächst und womöglich einen jähen Tod per Fußtritt stirbt.

Die Gipfel-Verantwortlichen im fernen Berlin und in der nahen Gemeinde Krün, Müller-Elmau und seine Marketing-Chefin Dalia Banerjee empfinden die Bedenken als haltlos und erneuten Beleg dafür, dass sich selbst ernannte Wutbürger reflexartig zu Wort melden, sobald es irgendwo "gipfelt".

Die Staats-Granden werden wohl im neuen, edlen Hoteltrakt wohnen. Dort gibt es zehn gleich große Suiten — Bedingung für die Vergabe des Treffens nach Elmau. Die öffentlichen Zuschüsse, welche die Region wegen des Spektakels bekam, belaufen sich auf rund 20 Millionen Euro. Banerjee und Müller-Elmau sprechen von einer Riesenchance für die bildschöne Gegend, die ihre Herrlichkeit bald der ganzen Welt präsentieren kann.

(RP)
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