„Spiegel“-Bericht Ursache für Merkels Flugpanne vor G20-Gipfel steht fest

Berlin · Sie wollte mit dem Regierungs-Airbus „Konrad Adenauer“ nach Buenos Aires - kam aber nur bis Köln. Die Zwischenlandung von Angela Merkel auf dem Weg zum G20-Gipfel sorgte für Schlagzeilen. Jetzt ist die Ursache bekannt.

 Die Ursache für den Stopp in Köln von Kanzlerin Angela Merkel steht fest.

Die Ursache für den Stopp in Köln von Kanzlerin Angela Merkel steht fest.

Foto: dpa/Jörg Blank

Ein Fehler der Lufthansa ist nach "Spiegel"-Informationen verantwortlich für die Flugzeug-Panne, aufgrund derer Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verspätet zum G20-Gipfel in Argentinien kam (Lesen Sie hier, wie der Sitznachbar den Flug mit Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Buenos Aires beschrieb). Der Defekt sei von einer fehlerhaften Lötstelle ausgelöst worden, berichtete das Magazin am Donnerstag. Zum Totalausfall des Funksystems habe aber wohl ein Lapsus der Lufthansa geführt.

Lufthansa-Technik, eine Tochter der Fluglinie, habe den A340 der Flugbereitschaft 2009 umgebaut und warte den Jet seitdem regelmäßig. Laut einem vertraulichen Bericht des Generals Flugsicherheit der Bundeswehr vom 15. Dezember habe es die Lufthansa nach einer dieser Wartungen im Jahr 2010 versäumt, die Piloten der Flugbereitschaft und den Hersteller Airbus über ein neu eingebautes digitales Kommunikationssystem in dem Jet zu informieren.

Auf dem Weg nach Argentinien Ende November sei es den Piloten der "Konrad Adenauer" deshalb nicht gelungen, nach einem Stromausfall der Bordelektronik das ausgefallene Funksystem für den Kontakt mit dem Boden wieder in Gang zu setzen. Am Ende mussten die Piloten über den Niederlanden umdrehen und mit vollen Tanks in Köln landen. Die Kanzlerin und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) flogen am nächsten Tag mit einem Linienflug der Iberia zum G20-Gipfel.

Luftwaffen-Brigadegeneral Peter Klement, bei der Truppe für alle Flugunfälle zuständig, untersuchte den Vorfall genau. Weil ein Flug ohne Funksystem und eine Landung mit vollen Tanks durchaus gefährlich ist, stufte er den Defekt nachträglich in die Kategorie C für erhebliche Vorfälle hoch, wie der "Spiegel" berichtete.

Dem vierseitigen Dossier Klements zufolge verursachte zunächst kurz nach dem Start eine "fehlerhafte Lötstelle" an einem Transformator einen Stromausfall in Teilen der Bordelektronik. Normalerweise sei ein solcher Defekt kein großes Problem, da der Jet wie andere Verkehrsflugzeuge über mehrere Transformator-Einheiten verfüge. Bei einem Defekt springen diese sofort ein und sichern die Stromversorgung für die wichtigsten Bord-Geräte.

Im Fall des Regierungs-Airbus aber hielt dies nur 70 Sekunden an, da gleich "mehrere defekte Umschaltrelais" in der Bordelektronik die Notstromversorgung sofort wieder lahmlegten, zitierte der "Spiegel" aus dem Bericht zu der Panne. Nachdem im Cockpit kurz die Monitore aufgeflackert seien und ein Warnton zu hören war, hätten die Piloten keinen Kontakt mehr mit dem Boden aufnehmen können. Nur mit dem Satellitentelefon gelang es demnach den Piloten, ihren Kommandostand in Köln zu erreichen.

Heikel sei die Situation durch den Fehler der Lufthansa geworden, so der "Spiegel". Bereits 2010 habe die Wartungsgesellschaft in dem A340 ein digitales "Audio Management Unit" (AMU) eingebaut, das die gesamte Kommunikation der Piloten kontrolliert - sowohl im Flugzeug als auch Gespräche mit dem Boden.

Mit der neuen Technik könne aber bei einem Stromausfall "bei einer digitalen AMU im Gegensatz zur analogen AMU die Kommunikation nicht wiederhergestellt werden", so der Bericht zur Panne. Anhand der Notfall-Checkliste an Bord hätten die Piloten vergeblich versucht, den Funk neu zu starten. Die zu dem neuen System gehörende Notfall-Anleitung sei ihnen nicht bekannt gewesen.

Der Konzernsprecher von Lufthansa Technik, Jens Krüger, dementierte die Vorwürfe gegenüber der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag: „Die Lufthansa Technik hat zu jedem Zeitpunkt sämtliche luftrechtlichen Vorgaben eingehalten. Das gilt auch für den Umgang mit den Dokumentationspflichten.“ Zu Einzelheiten äußerte er sich nicht.

(mja/AFP)
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