Erstmals wieder klare Mehrheit für Schwarz-Gelb Für Peer Steinbrück wird es richtig eng

Berlin · Und schon wieder gibt es Häme gegen Peer Steinbrück – wegen des Wahlkampfslogans seiner Partei. Für den SPD-Kanzlerkandidaten wird es zunehmend eng. Denn auch nach einer neuen Umfrage gibt es erstmals seit drei Jahren eine klare Mehrheit für Schwarz-Gelb. Und das liegt ebenfalls zu einem guten Teil an Steinbrück.

Das ist Peer Steinbrück
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Und schon wieder gibt es Häme gegen Peer Steinbrück — wegen des Wahlkampfslogans seiner Partei. Für den SPD-Kanzlerkandidaten wird es zunehmend eng. Denn auch nach einer neuen Umfrage gibt es erstmals seit drei Jahren eine klare Mehrheit für Schwarz-Gelb. Und das liegt ebenfalls zu einem guten Teil an Steinbrück.

Bislang sah es in den Umfragen immer nach unklaren Mehrheitsverhältnissen in der Bundesrepublik aus — zumindest wenn man auf die klassischen Konstellationen Schwarz-Gelb und Rot-Grün schaute. Denn auch wenn Union und FDP oft vorn lagen, so reichte es noch lange nicht für eine regierungsfähige Mehrheit. Und so war immer wieder auch die Rede davon, dass nach der Bundestagswahl im September auch eine Neuauflage der großen Koalition in Betracht gezogen werden müsse. Doch nun hat sich das geändert.

Denn nach der jüngsten Forsa-Umfrage im Auftrag von "Stern" und RTL kommen Union und FDP in dieser Woche auf 47 Prozent der Wählerstimmen, sowohl Union (41 Prozent) als auch FDP (sechs Prozent) konnten je einen Punkt zulegen. Es ist demnach das beste Ergebnis seit Ende 2009 — also wenige Monate nach der vergangenen Bundestagswahl.

Nicht einmal mit der Linken eine Mehrheit

Für die Opposition sieht es dagegen alles andere als rosig aus. Sowohl die SPD als auch die Grünen müssen in dieser Woche einen Punkt abgeben und kommen gemeinsam nur noch auf 37 Prozent. Selbst wenn die beiden Parteien eine Koalition mit der Linken eingehen würden — was beide Seiten vehement ablehnen — so würden sie gerade einmal 46 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können.

In den vergangenen Wochen war es doch ein wenig stiller geworden um den Kanzlerkandidaten Steinbrück. Denn kaum war er gekürt, tappte er von einem Fettnäpfchen ins nächste. Inzwischen ist er vorsichtiger geworden. Erst jüngst sagte er bei einem Termin, als er danach gefragt wurde, welchen Rotwein er trinke: "Ich gebe keine Marken mehr zum Besten. Und über Preise rede ich schon gar nicht mehr." Er hat gelernt aus dem Gewitter, das dann regelmäßig über ihn hereinbrach, und konzentriert sich jetzt auf das, was für seine Partei derzeit das Wichtigste ist: Wahlkampf. Die Sozialdemokraten konzentrieren sich auf ihr Kernthema: soziale Gerechtigkeit.

Ganz gelingt ihm das aber nicht. Mit seiner Forderung nach getrenntem Sportunterricht für muslimische Mädchen und dem Spott über das Wahlkampfmotto der SPD, das bereits seit Jahren von einer Leiharbeitsfirma genutzt wurde, sorgte er erneut für Wirbel. Und auch beim Thema soziale Gerechtigkeit läuft nicht alles rund.

Denn bei der politischen Konkurrenz ist insbesondere auch die Union auf diesem Gebiet nicht ganz untätig, besetzt gezielt soziale Themen wie den Mindestlohn, um im Wählerklientel der politischen Konkurrenz zu wildern. Und die FDP unterließ es nicht, in Richtung Steinbrück Vorwürfe laut lassen zu werden, dass er massiv Steuern erhöhen wollen — was diese natürlich zurückweist. Und die Union hat auch noch einen anderen Vorteil.

57 Prozent würden Merkel wählen

Denn in Sachen Glaubwürdigkeit kann insbesondere die Kanzlerin mit dem Thema Euro-Krise bei den Wählern punkten. Bei einer Direktwahl würden ihr 57 Prozent der Bürger ihre Stimme geben. Ganz anders sieht es bei Steinbrück aus. Auch wenn er kein Blatt vor den Mund nimmt — oder gerade deswegen —, er hat ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Nur 32 Prozent der Wähler finden ihn laut der Forsa-Umfrage sympathisch und gerade einmal 34 Prozent halten ihn für glaubwürdig. Nicht einmal jeder Zweite (48 Prozent) glaubt, dass er zur SPD passt. Entsprechend sagt auch Forsa-Chef Manfred Güllner, dass die regierungsfähige Mehrheit für Union und FDP auch mit Steinbrück zusammenhängt.

"Hätte die SPD einen charismatischen Kanzlerkandidaten, würde auch bei Merkel manches kritischer gesehen", sagte er dem "Stern". Und er fügt mit Blick auf Angela Merkel hinzu: "Die Leute haben das Gefühl, bei ihr gut aufgehoben zu sein." Wie Steinbrück das bis zur Bundestagswahl noch ändern will, darüber werden sich der Kandidat und seine Partei in den nächsten Wochen wohl noch intensiver Gedanken machen müssen.

mit Agenturmaterial

(das)
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