92 Prozent sind unzufrieden Führungskräfte von Regierung enttäuscht

Berlin (RPO). Deutschlands Führungskräfte stellen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Regierung aus Union und FDP ein schlechtes Zeugnis aus. Unter den 533 Befragten zeigten sich 92 Prozent von Schwarz-Gelb enttäuscht, teilte das Meinungsforschungsinstitut Allensbach am Dienstag in Berlin mit.

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Foto: ddp

"Was es meines Wissens noch nie gegeben hat, war dieses hohe Niveau an Enttäuschung nach den ersten Monaten einer Regierung", sagte Geschäftsführerin Renate Köcher. Das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) befragte im Auftrag des Wirtschaftsmagazins "Capital" repräsentativ ausgewählte Führungsspitzen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Nur sechs Prozent sind mit der Arbeit von Schwarz-Gelb demnach zufrieden.

Köcher erklärte, dass unter den Befragten aus der Wirtschaft 80 bis 90 Prozent Anhänger von Union oder FDP seien. Dennoch seien 69 Prozent mit der Wirtschaftspolitik unzufrieden und drei Viertel schätzten die Regierung als schwach ein. "Darunter hat auch das Vertrauen in die Kanzlerin gelitten", sagte Köcher.

Eine relative Mehrheit von 49 Prozent hält die CDU-Vorsitzende Merkel demnach mittlerweile für eine schwache Kanzlerin. Das ist ein Anstieg von mehr als 25 Prozentpunkten gegenüber der letzten Befragung aus dem Dezember 2009 - und der schlechteste Wert seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2005.

Noch schlechter schnitt Vizekanzler Guido Westerwelle ab. Dem FDP-Politiker gestanden nur elf Prozent der Befragten eine gute Arbeit zu. Lediglich Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP, acht Prozent) genießt weniger Vertrauen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bescheinigten 80 Prozent der Befragten eine gute Arbeit, bei Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) waren es 78 Prozent und bei Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) 75 Prozent.

Zwei Drittel für höheren Spitzensteuersatz

Köcher sagte, für "Befremden" habe die Haltung der FDP gesorgt, steuerliche Entlastungen in Aussicht zu stellen. Stattdessen wollen die Spitzen in Politik und Wirtschaft offenbar ebenfalls einen Beitrag zur Konsolidierung des Haushalt leisten. Zwar sprechen sich etwa zwei Drittel von ihnen für eine Kürzung von Sozialleistungen aus. Fast ebenso viele befürworten jedoch auch eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes. Auch wenn sie davon selbst fast alle betroffen wären, setzt sich laut Köcher die Einsicht durch: "Hier müssen jetzt alle bluten."

Mit Blick auf die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zeigen sich die Führungsspitzen der Umfrage zufolge vorsichtig optimistisch; eine Mehrheit spürt die Folgen kaum noch. Die Kursschwäche des Euro wird eher als Vorteil gesehen und das Euro-Rettungspaket für gut befunden.

Gleichwohl erwarten die Firmenchefs und Politiker, dass Griechenland nicht der letzte Staat in der Euro-Zone gewesen sein dürfte, der in Schwierigkeiten gerät. "Die Elite ist zwar gespalten, aber eine knappe Mehrheit sagt: Der Euro ist tatsächlich dauerhaft in Gefahr", sagte "Capital"-Redakteur Claudio de Luca.

(APN/top)
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