Nach antiisraelischer Aktion von Studierenden Wenig Zulauf für Pro-Israel-Demo an Berliner Universität

Berlin · Die Universität der Künste in Berlin war in den vergangenen Wochen vor allem wegen antiisraelischer Aktionen von Studierenden in der Kritik. Genau dort demonstrierte nun das Bündnis „Fridays for Israel“ für mehr Solidarität und gegen Antisemitismus an Hochschulen – und wurde prompt durch Passanten gestört.

Rund 50 Personen waren dem Aufruf von „Fridays for Israel“ gefolgt und demonstrierten vor der Berliner Universität der Künste gegen Antisemitismus an Hochschulen.

Foto: Anna Kirsten

Immerhin rund 50 Personen, so schätzte die Polizei, waren am Freitagnachmittag zur Kundgebung an der Universität der Künste (UdK) in Berlin gekommen, manche mit Israelflagge. Die Organisatoren von „Fridays for Israel“, die sich gegen Antisemitismus an Universitäten einsetzen und zur Solidaritätskundgebung aufgerufen hatten, hatten sich mehr Zulauf erhofft. Gerade an der UdK, wo Studierende zuletzt offen Antisemitismus und Israelhass zeigten, sei ein deutlicheres Solidaritätsbekenntnis nötig, so die Veranstalter.

„Das eigentliche Gift ist die Gleichgültigkeit“, stimmte auch die anwesende CDU-Politikerin Karin Prien zu und forderte mehr Solidarität mit Israel. Besonders an Universitäten brauche es kritische, aber sachliche Diskurse über die aktuelle Lage. Die Bildungsministerin in Schleswig-Holstein und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende nahm dabei mit Blick auf die antiisraelischen Aktionen an der UdK auch die Hochschulen in die Pflicht. Viel zu lange sei man dort zu nachlässig mit Stereotypen und Verschwörungstheorien über Israel umgegangen. Egal aus welcher politischen Richtung, ob aus einer Religionsgemeinschaft, an Schulen oder Universitäten gelte: „Wir dulden in Deutschland keinen Antisemitismus“, betonte Prien unter Beifall.

Wie sehr Anspruch und Wirklichkeit derzeit auseinanderliegen, schilderten anschließend Vertreter jüdischer Organisationen und Studierende. Dozenten würden sich antisemitisch äußern, Studierende aus Angst vor Repressionen ihre religiöse und kulturelle Herkunft verheimlichen. Viele seien gar nicht erst zur Demonstration gekommen. Aus Angst, von Kommilitonen oder Dozenten als jüdisch oder pro-israelisch erkannt zu werden. Seit der Aktion am 13. November hätten viele Studierende Angst, überhaupt die Gebäude der UdK zu betreten.

Am 13. November hatten bis zu hundert Studierende die Eingangshalle der UdK besetzt und sich bei einer propalästinensischen Performance auch israelfeindlich geäußert. Die Studierenden hatten ihre Hände rot bemalt, was vielfach als Anspielung auf einen Lynchmord an zwei Israelis gedeutet wurde. Den Präsidenten der Universität, Norbert Palz, schrie die Gruppe eine Dreiviertelstunde nieder, als er versuchte, die Haltung der Hochschulleitung zu begründen. Die hatte zuvor den Terror der Hamas verurteilt und ihre Solidarität mit Israel bekundet.

Während der Kundgebung – der israelische Student Ido Moran hatte gerade berichtet, dass er und jüdische Freunde sich in Deutschland derzeit nicht sicher fühlten und überlegten, nach Israel zurückzukehren – störten vorbeifahrende Autofahrer die Veranstaltung mit „Free Palestine“-Rufen. Die Teilnehmer der Kundgebung erwiderten jeweils „Free Gaza from Hamas“, die Polizei hielt die beiden Fahrer an. Strafrechtlich relevant seien die Aussagen nicht gewesen, sagte ein Polizist vor Ort. Man habe die Fahrer aber angehalten, sich auf den Verkehr zu konzentrieren.

Dass Passanten die proisraelischen Kundgebungen mit Rufen oder Hupen stören, sei schon öfter vorgekommen, sagte Tim Gräfe, Mitorganisator von „Fridays for Israel“. Angelehnt an die Klimaschutzgruppe Fridays for Future will das neue Bündnis vor allem junge Menschen für Antisemitismus sensibilisieren.