Demos statt Schule Politik streitet weiter über „Fridays for Future“

Hamburg · Am Freitag sind erneut zehntausende Schüler auf die Straße gegangen, um für einen besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Die politische Debatte über die Schulpflicht geht indes weiter. SPD-Vize Malu Dreyer macht jetzt einen neuen Vorschlag.

Fridays for Future 2019: So waren die Klima-Demos in NRW
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So waren die Fridays-for-Future Demos in Nordrhein-Westfalen

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Foto: Bauch, Jana (jaba)

Zehntausende deutsche Schüler und Studenten haben sich am Freitag an den weltweiten Demonstrationen für mehr Klimaschutz beteiligt. In mehr als 220 Städten in Deutschland fanden nach Angaben der Veranstalter Kundgebungen statt. Mit den weltweiten Protesten erreichte die Bewegung „Fridays for Future“ ihren vorläufigen Höhepunkt. Laut der Webseite „fridaysforfuture.org“ nahmen Schüler, Studenten und auch Erwachsene in 123 Ländern auf allen Kontinenten teil.

Deutsche Politiker begrüßten die Proteste. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bezeichnete die Aktionen der jungen Menschen als „Weckruf“, für den sie dankbar sei. Bundestags-Vizepräsident Thomas Oppermann (SPD) zeigte sich in einer Aktuellen Stunde des Bundestages „beeindruckt“ von den Demonstranten. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) betonte indes: „Trotzdem gilt die Schulpflicht.“ Denn in der Schule lernten Kinder, warum das Klima gefährdet ist. Auch NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) begrüßte das politische Engagement. Das Demonstrationsrecht setze jedoch die Schulpflicht nicht außer Kraft, mahnte sie.

Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Malu Dreyer fordert die Organisatoren indes auf, auch die Schulen einzubeziehen. „Ich habe großen Respekt vor Schülerinnen und Schülern, die sich engagieren für unsere Demokratie und für wichtige Dinge wie den Klimaschutz“, sagte Dreyer den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. Zugleich appellierte sie an die Veranstalter der Demonstrationen: „Schaut zu, dass ihr die Schulen mit einbezieht.“

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz kritisierte den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner, der gesagt hatte, Klimaschutz sei eine Sache für Profis. Darüber könne sie sich „nur wundern“, sagte Dreyer. „Die Kinder erfinden den Klimawandel ja nicht. Sie haben die Wissenschaft auf ihrer Seite.“

Fridays for Future: Klimademo in Düsseldorf mit Greta-Thunberg-Wagen von Jacques Tilly
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„Fridays for Future“ in Düsseldorf

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Allein in Berlin gingen nach Polizeiangaben zwischen 15.000 und 20.000 Menschen auf die Straße. Der Zulauf sei damit deutlich stärker als erwartet gewesen, sagte eine Sprecherin. Auf Transparenten forderten die Schüler von Politikern und Wirtschaft ein radikales Umsteuern in der Klimapolitik und skandierten „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“.

In Köln meldeten die Veranstalter rund 10.000 Demonstranten. Zu den zunächst einigen tausend Teilnehmern zu Beginn seien im Zuge der Demonstration noch viele Menschen dazugestoßen, sagte ein Sprecher der Polizei Köln. Auch in vielen weiteren nordrhein-westfälischen Städten demonstrierten Tausende Schüler für eine bessere Klimapolitik. In Leverkusen erklärte der 15-jährige Falko Schröder als Mitorganisator der Demonstration: „Wir wollen nicht, dass der halbe Erdball Wüste wird.“

Die Evangelische Kirche im Rheinland unterstützte die Schüler-Demonstrationen. Mit ihren Protesten in der Unterrichtszeit beschritten die Schüler zwar einen Grenzbereich, aber erst so bekämmen sie die nötige Aufmerksamkeit, sagte der Leitende Dezernent für Schulen und Internate im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland, Ottmar Scholl, am Freitag in Düsseldorf. Die Demonstrationen der Mädchen und Jungen seien „ein Zeichen ihrer Mündigkeit“.

Seit mehreren Wochen gehen junge Menschen weltweit freitags auf die Straße, anstatt die Schule oder die Universität zu besuchen. Sie fordern von ihrer jeweiligen Regierung eine bessere Klimapolitik und „einen echten Klimaschutz“, wie die Bewegung auf ihrer deutschen Webseite erklärt. Vorbild für die Streikenden ist die Schwedin Greta Thunberg, die mit einem mehrwöchigem Schulstreik internationale Aufmerksamkeit erlangte.

Der weltweite Streiktag begann am Freitag auf dem australischen Kontinent. Dort gingen nach Angaben der Organisatoren und Medien schätzungsweise 150.000 Schüler sowie auch Erwachsene in etwa 60 Städten und Orten auf die Straßen.

Auch in Hongkong wurde demonstriert, ebenso wie in der japanischen Hauptstadt Tokio, Südkoreas Hauptstadt Seoul und der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Auch in Indien protestierten laut Medienberichten Tausende.

(csi/epd/dpa)
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