Bahn ist nicht begeistert Giffey fordert kostenlose Zugfahrten bei Freiwilligendienst

Osnabrück · Soldaten sollen kostenlos Bahn fahren können - und was ist mit den zumeist jungen Menschen im Freiwilligendienst? Die Familienministerin prescht mit einer entsprechenden Forderung vor.

 Ein ICE der Deutschen Bahn aus München fährt in den Hauptbahnhof ein.

Ein ICE der Deutschen Bahn aus München fährt in den Hauptbahnhof ein.

Foto: dpa/Annette Riedl

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey fordert kostenlose Bahnfahrten für Menschen im Freiwilligendienst. „Mit der Deutschen Bahn werde ich darüber sprechen, wie kostenfreie Bahnfahrten auch für die 80.000 Freiwilligendienstleistenden im Jahr ermöglicht werden könnten“, erklärte die SPD-Politikerin am Donnerstag. Vor kurzem war beschlossen worden, dass Bundeswehrsoldaten in Uniform ab 1. Januar kostenlos die Züge hierzulande nutzen dürfen.

Der Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, hatte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ gesagt, wenn schon von Freifahrten gesprochen wird, sollte die Bundesregierung ihren Blick besser auf die überwiegend jungen Menschen in den Freiwilligendiensten richten. Sie leisteten für ein Taschengeld von maximal 400 Euro im Monat echten Einsatz für unser Gemeinwesen.

Die Bahn zeigte sich wenig begeistert von der Debatte: „Wir möchten uns nicht an einer Diskussion beteiligen, bei der die Bedeutung verschiedener Gruppen für die Gesellschaft miteinander verglichen wird“, sagte eine Sprecherin. „Bislang ist unseres Wissens nach noch keine andere Institution an uns herangetreten, um über ein ähnliches Angebot für eine andere Kundengruppe zu verhandeln.“

Giffey betonte dagegen: „Freie Fahrt für Freiwillige - das ist eine Forderung, die ich absolut richtig finde.“ Der Weg dahin sei aber nicht von heute auf morgen gemacht. Richtig sei es aber, damit anzufangen - zum Beispiel beim Freiwilligenjahr mit einem Zuschuss für das Ticket im öffentlichen Nahverkehr für die Fahrt zur Einsatzstelle. Ihr im Dezember vorgelegtes Konzept für ein neues Jugendfreiwilligenjahr sehe dies bereits vor, allerdings fehlten noch die nötigen Mittel im Bundeshaushalt.

Dieser Vorschlag umfasst einen Zuschuss von pauschal 25 Euro für den Kauf eines ÖPNV-Zeitfahrtickets. Im Freiwilligen Sozialen und Ökologischen Jahr sowie im Bundesfreiwilligendienst gibt es schon Vergünstigungen im ÖPNV, nämlich zu den Bedingungen wie Auszubildende.

Mehr als 80.000 Unter-27-Jährige machen derzeit jedes Jahr einen Freiwilligendienst in Deutschland, derzeit rund 53.000 im Freiwilligen Sozialen Jahr, 3000 im Ökologischen Jahr und rund 27.000 im Bundesfreiwilligendienst. Hier kommen mehr als 12.000 Über-27-Jährige dazu.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Jan Korte, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, wenn Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) die Regelung zur Bundeswehr mit Anerkennung für die Soldaten begründe, müsse man das Angebot ausweiten. „Anerkennung verdienen auch Bundesfreiwilligendienstleistende, weil sie eine wichtige Arbeit für die Gesellschaft leisten, ebenso übrigens wie die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehren, des THW oder das Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeheimen.“ Die Grünen betonten, nicht Gratisfahrten für bestimmte Gruppen, sondern günstigere Tickets für alle hätten Priorität, wie ihr Bahn-Experte Matthias Gastel dem RND sagte.

(zim/dpa)
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