Studie in Deutschland 60 Prozent der Deutschen zweifeln an Demokratie

Berlin · Einer Studie zufolge glauben mehr als 60 Prozent der Bürger, dass in Deutschland keine echte Demokratie herrscht. Schuld sei der starke Einfluss der Wirtschaft auf die Politik, die mehr zu sagen habe als der Wähler.

 Studie: 60 Prozent aller Deutschen empfindet den Einfluss der Wirtschaft auf politische Entscheidungen als zu hoch.

Studie: 60 Prozent aller Deutschen empfindet den Einfluss der Wirtschaft auf politische Entscheidungen als zu hoch.

Foto: dpa, fg hpl vfd

Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap, die im Auftrag des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin vorgenommen und am Montag veröffentlicht wurde. Jeder Dritte ist demnach davon überzeugt, dass der Kapitalismus zwangsläufig zu Armut und Hunger führe.

Den Kommunismus und Sozialismus halten 37 Prozent aller West- und 59 Prozent aller Ostdeutschen für eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt wurde. Das nach Darstellung der Wissenschaftler erstaunlichste Ergebnis betrifft das Gewaltmonopol des Staates: Nur knapp die Hälfte der Befragten ist dafür, dass ausschließlich die Polizei Gewalt zur Wahrung von Sicherheit und Ordnung einsetzen darf.

Die Studie stellt fest, dass im Westen 14 Prozent, in Ostdeutschland 28 Prozent eine linksradikale oder linksextreme Grundhaltung haben. Radikale Linke sind nach Darstellung der Forscher zwar für die Überwindung des Kapitalismus, allerdings keinesfalls verfassungsfeindlich. Linksextreme hätten hingegen das erklärte Ziel, den freiheitlichen Rechtsstaat zu zerschlagen und die demokratischen Grundrechte abzuschaffen.

An der repräsentativen Untersuchung zur Verbreitung des Linksextremismus in Deutschland nahmen knapp 1400 Personen teil. Die Teilnehmer mussten im Sommer 2014 Aussagen über Demokratie und Gesellschaft bewerten. Bei der Studie des Forschungsverbundes SED-Staat wurden neben der Befragung auch Interviews mit ehemaligen Linksextremisten geführt. Die Ergebnisse des Gesamtprojektes sind in einem am Montag veröffentlichten Buch zusammengefasst.

(dpa)
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