Teure Tickets in den Städten Hohe Parkgebühren sind kein Allheilmittel

Meinung · Düsseldorf, Bonn und Köln zählen schon jetzt zu den zehn Städten mit den höchsten Parkgebühren. Wenn es nach der Deutschen Umwelthilfe geht, müssen bald alle tiefer in die Taschen greifen. Warum Parkscheine für drei Euro pro Stunde nicht die Probleme in allen Städten lösen können.

Parken im öffentlichen Raum ist nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe zu günstig (Symbolbild).

Parken im öffentlichen Raum ist nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe zu günstig (Symbolbild).

Foto: dpa/Soeren Stache

Parktickets sind zu billig. Das findet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und fordert Mindestparkgebühren in Höhe eines Einzelfahrscheins in Bus und Bahn, also etwa drei Euro pro Stunde. Und zwar flächendeckend für den öffentlichen Parkraum in allen Städten und Gemeinden. Dass gerade in den Großstädten und Ballungsgebieten Autos zahlreich und Parkplätze knapp sind, ist keine neue Entwicklung. Vielmehr dominiert das Auto seit Jahrzehnten einen großen Teil des öffentlichen Raums und lässt so weniger Platz für andere Verkehrsteilnehmer und Bewohner der Stadt. Dass sie laut DUH günstig, mancherorts auch kostenlos den öffentlichen Raum zuparken, bremse die Mobilitätswende aus.

In einer Abfrage unter 104 Städten, darunter alle Großstädte und die jeweils fünf größten Städte der Bundesländer, zeige sich, dass in den meisten das Parken weniger als drei Euro pro Stunde koste und damit aus Sicht der DUH fast überall zu wenig. Auch, dass Gebühren häufig nur in den Innenstadtbereichen hoch sind, kritisiert sie. Die erhoffte Wirkung, dass Menschen ihr Auto stehen lassen und nicht nur einfach außerhalb dieser Zonen parken, würde damit nicht eintreten, so die DUH. Unter den zehn Städten mit der höchsten Parkgebühr pro Stunde finden sich die drei NRW-Städte Düsseldorf (zwei bis 4,50 Euro pro Stunde), Bonn und Köln (jeweils zwei bis vier Euro, in Köln gibt es zudem die sogenannte Brötchentaste für kurzzeitiges kostenloses Parken).

Dass hohe Parkgebühren eine Lenkungswirkung haben können, zeigen Beispiele anderer Städte wie Paris, London oder Amsterdam, wo Autos allmählich aus den Innenstädten gedrängt werden. Nun lässt sich eine Stadt wie Düsseldorf nicht 1:1 mit Paris oder London vergleichen. Das Konzept, durch hohe Parkgebühren und mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel zu motivieren, lässt sich jedoch gut übertragen. Wenn die Anfahrt mit der Straßenbahn günstiger – und weil man weder Stau noch Parkplatzsuche hat kürzer – ist, entscheidet sich der ein oder andere Innenstadtbesucher eher gegen die Autofahrt.

Das setzt allerdings voraus, dass es eine Straßenbahn oder auch einen Bus gibt, der regelmäßig ins Zentrum fährt. Hier stößt der Vorschlag der DUH schnell an Grenzen. Wenn wie gefordert in jeder Gemeinde der öffentliche Parkraum bewirtschaftet werden soll und eine Stunde mindestens drei Euro kostet, haben Menschen außerhalb der Großstädte und vor allem in ländlicheren Regionen mal wieder das Nachsehen. Fährt der Bus nicht mal stündlich oder dauert der Weg dreimal so lang, ist der öffentliche Nahverkehr keine alltagstaugliche Alternative zum Auto. Solange es keinen besser ausgebauten und zuverlässigen Nahverkehr oder Lösungen wie Park-and-Ride-Parkplätze gibt, ist so eine flächendeckende Forderung diskriminierend. Auch Menschen, die aufgrund ihres Alters oder körperlichen Einschränkungen auf das Auto angewiesen sind und sich hohe Parkgebühren auf Dauer nicht leisten können, dürfen über eine solche Parkregelung nicht aus der Stadt gedrängt werden.

Die DUH-Forderungen haben – wenig überraschend – auch umgehend die Handelsverbände auf den Plan gerufen. Wer es Autos in den Innenstädten schwer mache, bedrohe den Einzelhandel. Dass autofreie(re) Zonen aber auch zu mehr Aufenthaltsqualität führen können – ein jüngeres Beispiel ist die Schadowstraße in Düsseldorf – wird da außer Acht gelassen.

Dort, wo viele Autos auf wenig Raum drängen und für Menschen kaum Platz bleibt, sollten Maßnahmen wie die höheren Parkgebühren eingesetzt werden und so andere Verkehrsmittel attraktiver machen. Dort jedoch, wo es ausreichend Platz und wenig öffentlichen Nahverkehr gibt, ist ein flächendeckender Drei-Euro-Parkschein unverhältnismäßig.

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