Coronavirus Folgt Deutschland der Entwicklung Italiens?

Berlin · Manche Kurven bei Corona sind steiler, andere nur verzögert, wenn Italien und Deutschland verglichen werden.

 Medizinisches Personal in einem Notfallzelt in Brescia.

Medizinisches Personal in einem Notfallzelt in Brescia.

Foto: dpa/Claudio Furlan

Die Coronavirus-Entwicklung in Italien scheint ein Blick in Deutschlands nahe Zukunft zu sein. Über Wochen hielt sich in Deutschland die Einschätzung, Italien habe die Corona-Infektionen nicht im Griff, und im Unterschied zu den südlichen Partnern schafften es die Behörden hierzulande, die Ausbreitung der Pandemie zu verlangsamen. Je mehr Daten über die Entwicklung vorliegen, desto fragwürdiger ist diese Auffassung. In Italien lagen zehn Tage zwischen der Ausbreitung von drei auf 1100 Infizierte. Mit einwöchiger Verzögerung vergingen in Deutschland zwölf Tage zwischen drei und 1100 Infizierten.

Folgt die Ausbreitung des Virus den italienischen Bedingungen könnte die Zahl der positiv Getesteten in Deutschland in einer Woche auch auf über 10.000 gestiegen sein. Noch gibt es jedoch einen großen Unterschied. In Italien wurden bereits über 450 Corona-Tote registriert. Diese Kurve ist in Italien von Anfang an deutlich steiler angestiegen als in Deutschland.

Italienische und deutsche Behörden beurteilen die Situation ähnlich. In Italien wurden die Sperrmaßnahmen von einzelnen Regionen auf das ganze Land ausgeweitet. Auch das Robert-Koch-Institut in Berlin stufte ganz Italien am Dienstag als Risikogebiet ein. Daraufhin verschärfte auch das Auswärtige Amt seine Reisehinweise und betonte, dass in ganz Italien nicht notwendige Fortbewegungen vermieden werden sollten und die Behörden von Reisenden ein Formular mit einer Selbsterklärung verlangen, warum sie nachweisbar berufs- oder krankheitsbedingt unterwegs sein müssen.

Bereits am vergangenen Wochenende hatte Italien Sperrzonen im Norden des Landes eingerichtet. Mit der Ausweitung auf ganz Italien bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten überall bis Anfang April geschlossen. Auch das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Zuvor hatten sich viele junge Leute weiterhin in Bars getroffen und das Ansteckungsrisiko erhöht. Sämtliche Fußballspiele der Serie A wurden ausgesetzt. Das Länderspiel Deutschland-Italien findet vor leeren Rängen statt.

Der traditionelle Osterurlaub vieler Deutscher in Italien ist davon zunächst nicht betroffen, da die Einschränkungen bislang bis zum 3. April befristet sind. Das Reiseportal ab-in-den-Urlaub verzeichnet indes derzeit ein „hohes Stornoaufkommen“ bei Italien-Buchungen. Beliebte Alternativen seien derzeit vor allem Ägypten, die Türkei und Madeira.

Die italienische Botschaft in Berlin wies darauf hin, dass sie und die Konsulate in Deutschland nicht in privatwirtschaftliche Angelegenheiten eingreifen, wie etwa die Stornierung von Tickets oder Reservierungen. Reisende sollten sich deswegen direkt an ihre Flug- oder Reisegesellschaft wenden.

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