Nach Feuer auf Lesbos Söder will „substanziell“ mehr Migranten aus Moria aufnehmen

Berlin · Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat sich dafür ausgesprochen, mehr Migranten aus dem abgebrannten griechischen Lager Moria aufzunehmen als bislang geplant. Das sei eine persönliche Christenpflicht.

 Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich dafür ausgesprochen, mehr Menschen aus Moria in Deutschland aufzunehmen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich dafür ausgesprochen, mehr Menschen aus Moria in Deutschland aufzunehmen.

Foto: dpa/Sven Hoppe

„Ich glaube einfach, dass es für Deutschland ohne Probleme machbar ist, da noch einen deutlichen höheren Anteil an Menschen, an jungen Kindern, an Familienangehörigen entsprechend aufzunehmen“, erklärte er am Sonntagabend beim „Bild“-Talk „Die richtigen Fragen“. Deutschland solle seinen Anteil „substanziell aufstocken“.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Freitag erklärte, Deutschland werde „in einem ersten Schritt“ 100 bis 150 minderjährige Flüchtlinge aufnehmen. Das Lager auf der Insel Lesbos, in dem 12.000 Menschen untergekommen waren, war in der Nacht zum vergangenen Mittwoch abgebrannt.

Söder sagte, es sei aus seiner Sicht eine persönliche Christenpflicht, in einer solchen Not zu helfen. „Da muss Deutschland einen substanziellen Beitrag bringen. Das ist machbar und umsetzbar - da sehe ich nicht so das große Problem.“ Man werde in der Koalition jetzt darüber sprechen.

Gleichzeitig betonte er, dass die Migrationspolitik europäisch gelöst werden müsse und es keinen deutschen Alleingang geben dürfe: „Was wir nicht machen können: Wieder ins Jahr 2015 zurückkehren, ohne Regeln, ohne Vorstellung.“

Tausende Migranten haben derweil auf Lesbos eine weitere Nacht im Freien verbracht. Mit dem ersten Tageslicht seien weitere Migranten ins provisorische Zeltlager von Kara Tepe eingezogen, teilte das Migrationsministerium am Montag mit. Alle würden auf Corona getestet.

Viele Menschen zögern weiterhin, in dieses Camp zu gehen. Gerüchte machen die Runde, denen zufolge das provisorische Lager eine Art Gefängnis werden könnte, das niemand verlassen kann. Zudem hindern nach Augenzeugenberichten überwiegend aus Afghanistan stammende Migranten ihre Landsleute daran, ins Camp Kara Tepe zu gehen, wie es aus Regierungskreisen heißt.

Viele Migranten glauben, mit den Bildern vom Elend der Menschen, die weltweit gezeigt werden, könnten nun alle Migranten zum griechischen Festland und danach nach Westeuropa gebracht werden. Der stellvertretende Migrationsminister Giorgos Koumoutsakos hält dem allerdings entgegen: „Wer denkt, er könne zum Festland und dann nach Deutschland reisen, der soll es vergessen.“

Die griechischen Sicherheitskräfte bereiten nach Informationen örtlicher Medien in den nächsten Tagen eine umfangreiche Aktion vor, um alle Migranten von den Straßen zu holen und ins Zeltlager zu bringen. Der griechische Minister für Bürgerschutz, Michalis Chrysochoidis, hatte bereits am Vortag die radikalen Migranten gewarnt: Wer Menschen daran hindere, ins Lager zu gehen, müsse mit harten Strafen rechnen, sagte er im Staatsfernsehen (ERT).

(özi/epd/dpa)
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