Fett und Zucker Mediziner machen Druck für klare Nährwertkennzeichnung

Berlin · Deutschland braucht eine Lebensmittelkennzeichnung nach Ampelfarben – das fordern nicht nur Verbraucherschützer.

 Mediziner schlagen Alarm und fordern im Kampf gegen Übergewicht eine Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln mit Ampel-Farben.

Mediziner schlagen Alarm und fordern im Kampf gegen Übergewicht eine Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln mit Ampel-Farben.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Im Kampf gegen Übergewicht fordern nun auch Mediziner eine klare Kennzeichnung von Lebensmitteln. Auf der Vorderseite von Verpackungen für Pizza, Joghurt und Kuchen soll demnach künftig in den Ampelfarben Rot, Gelb, Grün erkennbar sein, ob ein Produkt viel Fett und Zucker enthält. Eine Reihe medizinischer Fachgesellschaften und die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch appellierten am Mittwoch in Berlin an Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU), ein entsprechendes System einzuführen.

Eine Forsa-Umfrage, die Mediziner und Foodwatch in Auftrag gegeben haben, belegt, dass auch die Verbraucher eine solche Ampel-Kennzeichnung befürworten. 87 Prozent bewerteten das Nutriscore-System mit den Ampel-Farben als „schnell erfassbar“. 60 Prozent gaben an, dass ein solches Logo die Auswahl gesunder Lebensmittel erleichtere. Die Befragten mit niedrigen Bildungsabschlüssen und starkem Übergewicht gaben sogar zu drei Vierteln an, dass der Nutriscore hilfreich wäre. „Wenn Eltern einen geringen Bildungsstand haben oder übergewichtig sind, dann haben ihre Kinder ein deutlich erhöhtes Risiko, auch dick zu werden. Der Nutriscore erreicht diese Bevölkerungsgruppen offenbar gut und kann deshalb wirksam helfen, Kinder vor Übergewicht zu schützen“, sagte Berthold Koletzko von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Mit der Präsentation der Studie kamen die Mediziner und Foodwatch dem Ernährungsministerium zuvor. Ressortchefin Klöckner lässt zurzeit vier verschiedene Möglichkeiten für eine neue Nährwertkennzeichnung testen. Die Ergebnisse sollen Ende September vorliegen. „Das Ergebnis wird für mich maßgeblich sein“, sagte Klöckner. Sie kündigte an, anschließend einen „entsprechenden Verordnungsentwurf“ vorzulegen. Klöckner lässt neben Nutriscore das Kennzeichnungssystem „Wegweiser Ernährung“ testen, das das Max-Rubner-Institut im Auftrag ihres Ministeriums entwickelt hatte. Geprüft werden zudem ein Modell der Industrie und eine schwedische Kennzeichnung.

In der Forsa-Studie hatten die Medizingesellschaften und Foodwatch lediglich Nutriscore und „Wegweiser Ernährung“ vergleichen lassen. Das Modell des Rubner-Instituts verzichtete auf Farben und zeigt die Nährwertbilanz ausführlicher und aufwendiger an. Die 1000 von Forsa repräsentativ Befragten gaben Nutri Score vor allem hohe Zustimmungswerte bei Eigenschaften wie „sinnvolle Farbgestaltung“, „schnell erfassbar“ und „leicht verständlich“. Der „Wegweiser Ernährung“ schnitt auch in dem Punkt „liefert genügend Informationen“ mit 50 Prozent Zustimmung schlechter ab als Nutriscore, das in diesem Punkt 60 Prozent Zustimmung erhielt.

Nach Einschätzung der Mediziner sind Übergewicht und seine krankhafte Ausprägung in Form von Adipositas auf dem Vormarsch. Bereits heute seien 24 Prozent der Bürger krankhaft fettleibig, heißt es von der Deutschen Allianz nichtübertragbarer Krankheiten (DANK), in der unter anderem die Deutsche Diabeteshilfe und die Deutsche Krebshilfe organisiert sind. Sieben Millionen Menschen litten schon heute an Diabetes, sagte DANK-Sprecherin Barbara Bitzer. Im Jahr 2040 könnten es zwölf Millionen sein. Auch sie forderte Klöckner auf, das Nutriscore-System einzuführen.

(qua)
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