Familienpolitik Feminismus, konservativ

Berlin (RP). An Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) scheiden sich nach wie vor die Geister. Die Konservativen werfen ihr vor, sie vernachlässige die traditionelle Familie, während Frauenrechtlerinnen beispielsweise von den Grünen, ihr vorhalten, sie lege zu viel Wert auf die Mütter und zu wenig auf die Frauen.

Ihre Konzentration auf die berufstätige Frau, insbesondere auf die berufstätige Mutter, wird von beiden Seiten kritisiert. Das Hauptargument: Von der Leyen mache eine eher wirtschafts- als familienfreundliche Politik und setze die Mütter unter Druck, rasch wieder in den Beruf zurückzukehren.

Von der Leyens Politikstil wird gelegentlich als "konservativer Feminismus" beschrieben. Die beiden Worte klingen wie ein Widerspruch in sich. Ist der Feminismus doch seit Jahrzehnten von linken Frauenrechtlerinnen besetzt. Die Familienministerin selbst meint: "Konservativer Feminismus ist eine spannende Wortprägung." Konservativ stehe dafür, Werte zu erhalten in einer modernen Welt. Zu diesen Werten zählten die Übernahme von Verantwortung für andere und Verlässlichkeit, erklärte sie in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Den feministischen Aspekt lieferte sie gleich mit : "Aber bitte auf Augenhöhe! Das heißt, dass die Kindererziehung, die Verantwortung für das Einkommen, aber auch die Pflege der alten Eltern eine gemeinsame Aufgabe ist." Mit den Antworten und den Lebensformen von gestern könne die Gesellschaft nicht die richtigen Antworten für die Zukunft geben, sagte sie.

Der Begriff vom "konservativen Feminismus" ist keine Neuerfindung für die energische Familienministerin und bekennende Protestantin. Schon die Arbeit der ersten Frauenministerin der CDU, Rita Süssmuth, wurde mit diesem Begriff belegt. Süssmuth und von der Leyen verbindet, dass sie von den Männern des konservativen Flügels der Union mitunter als Zumutung empfunden werden. Sie beide habe keine Scheu, sich mit knackigen Worten gegen patriarchale Strukturen Feinde zu machen. Die amtierende Familienministerin von der Leyen erklärte kürzlich, die Zeit der "Alphatierchen" sei vorbei.

Konkret meint sie damit, dass sie die "gleiche Teilhabe von Frauen und Männern" am Erwerbsleben durchsetzen will. "Es kann nicht so bleiben, dass Frauen zwar bis zum 30.Lebensjahr im gleichen Maße wie Männer in Führungspositionen sind, danach aber erbarmungslos an die gläserne Decke stoßen", sagte sie anlässlich des Frauentags.

Als weitere Säule der Gleichstellungspolitik sieht sie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für dieses Ziel fordert die Familienministerin nicht nur mehr Betreuungsplätze für Kleinkinder und familienfreundliche Arbeitsplätze, sondern sie nimmt auch die Männer, Väter und Ehegatten persönlich ins Visier: "Wir brauchen keine Rollenklischees mehr." Gleichstellung sei keine Einbahnstraße.

Für das Thema Gleichstellung ist im Ministerium die Abteilungsleiterin Eva Maria Welskop-Deffaa verantwortlich. Von der Leyen hat sie vom Zentralkomitee der Katholiken vor etwa einem Jahr ins Ministerium geholt. Sie ist der gleiche Typ der "konservativen Feministin" wie die Familienministerin: Mutter dreier Kinder, engagiertes CDU-Mitglied, berufstätig.

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