FDP-Bundestagsvizepräsident kritisiert Lauterbach Kubicki war trotz Lockdowns in Kneipen - „unsinnige Maßnahmen“

Berlin/Strande · FDP-Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki hat in einem Bild-Interview zugegeben, trotz verhängter Corona-Lockdowns in Kneipen gewesen zu sein. „Selbstverständlich“, sagte Kubicki. Außerdem griff er SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach an.

 Wolfgang Kubicki (FDP), Bundestagsvizepräsident, eröffnet die Sitzung des Deutschen Bundestages.

Wolfgang Kubicki (FDP), Bundestagsvizepräsident, eröffnet die Sitzung des Deutschen Bundestages.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) hat sich offen dazu bekannt, Corona-Regeln während des Lockdowns missachtet zu haben. In seinem Wohnort Strande in Schleswig-Holstein seien – „wie in jedem Ort, den ich kenne“ – Kneipen trotz Verbots geöffnet gewesen. Und „selbstverständlich“ sei auch er in diesen Kneipen gewesen, räumte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Video-Interview mit der „Bild“-Zeitung ein. Die Leute hätten sich an ihren Stammtischen getroffen, „weil sie gesagt haben: Hier ist nichts“, erklärte Kubicki.

Ein schlechtes Gewissen hat er deswegen nicht: „Ich habe von meinem Recht auf autonomes Handeln Gebrauch gemacht“, sagte der FDP-Vize und beklagte, „unsinnige Maßnahmen“ hätten in der Pandemie zu viel Verdruss bei der Bevölkerung geführt. Vor diesem Hintergrund nahm er auch den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach ins Visier. Trotz unterschiedlicher Auffassungen schätze er Lauterbach persönlich sehr, doch am Stammtisch in Strande reagierten die Menschen „nicht positiv“ auf den Sozialdemokraten: „Man würde im Norden so sagen ‚Spacken’ oder Dumpfbacke.“

Lauterbach reagierte verärgert auf Kubickis Aussage. Für einen Bundestags-Vize sei dies „eine unwürdige Einlassung“, schrieb der SPD-Abgeordnete auf Twitter. „Ich wüsste auch, was über Herrn Kubicki gesagt wird. Aber ich erreiche noch mediale Präsenz ohne dass ich Kollegen beleidige.“

Im Bild-Interview hatte Kubicki außerdem erklärt, er trinke gerne auch tagsüber mal ein Gläschen Wein. „Ich finde, man kann, wenn die Uhr zweistellig wird, schon mal ein Glas Wein trinken und sich daran freuen", sagte Kubicki am Dienstag dem Sender Bild TV. Zweistellig wird die Uhrzeit um 10 Uhr.

Für den Bundestagsvizepräsidenten ist Weingenuss vor Anbruch des Abends ein Beispiel für südeuropäische Lebensart. Wenn ein Glas Wein zum Mittagessen nicht als typisch deutsch gelten könne, „dann finde ich die Einwanderung dieser südeuropäischen Lebensform angemessen“, sagte er.

(ala/dpa)
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