Allianz für Familie "Familiengipfel" beim Bundespräsidenten

Berlin (rpo). Das Thema Familie steht regelmäßig weit oben auf der politischen Agenda. Doch fast immer ist das kurz vor Wahlen und danach sind andere Sachen wichtiger. Jetzt hat sich Bundespräsident Horst Köhler höchstpersönlich des Themas angenommen und sich am Montag mit Spitzenvertretern aus Politik und Wirtschaft zum "Familiengipfel" getroffen.

Zu dem Treffen im Bundespräsidialamt waren neben Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) auch die stellvertretende Vorsitzende der Bertelsmann-Stiftung und Mitinitiatorin der "Allianz für Familie", Liz Mohn, der DGB-Vorsitzende Michael Sommer, DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun, der Familienforscher Hans Bertram von der Humboldt-Universität Berlin, sowie der Vorsitzende der Hertie-Stiftung, Michael Endres und der Oberbürgermeister von Jena, Peter Röhlinger, geladen.

Wie das Bundesfamilienministerium mitteilte, will Köhler offenbar die von dem Ressort gegründete "Allianz für Familie" unterstützen. Der Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft und Verbänden, bemüht sich seit 2003 um mittelfristig angelegte Initiativen für eine bessere Balance von Familie und Arbeitswelt. Die Unterstützer der Initiative setzen sich in der Öffentlichkeit für eine familienfreundliche Unternehmenskultur und Arbeitsorganisation ein.

DGB-Chef Sommer forderte vor dem Spitzengespräch, bei der Flexibilisierung der Arbeitszeiten dürften die Unternehmen nicht nur an die Auslastung der Betriebe denken. Die Firmen müssten auch an die Menschen denken, die Kinder zu betreuen haben.

Sommer kritisierte, viele junge Frauen wollten heute keine Kinder, weil dies einen Karriereknick bedeuten würde. Bei den Akademikerinnen sähen dies 40 Prozent so. Dieser Zustand dürfe nicht so bleiben. Es sei daher gut, dass der Bundespräsident sich diesem Thema widme. Familienpolitik müsse ein Top-Thema werden.

Auch die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU), bemängelte, in Deutschland fehle das Klima, damit Frauen arbeiten und Kinder erziehen können.

In den Hinterköpfen gebe es noch immer "ein Stück Ächtung" von Frauen, die beides wollen. Deutschland befinde sich hier europaweit in einer Sonderrolle, die "gefährlich" sei. Selbst in Griechenland und der Türkei gebe es zum Beispiel prozentual mehr weibliche Ingenieure, sagte Wanka, die am Montag ihr Amt antrat.

SPD-Fraktionsvize Nicolette Kressl betonte unterdessen, Bewusstseinsveränderungen in der Gesellschaft seien nicht von heute auf morgen möglich. Sie halte es für "einen riesigen Vorteil, dass wir verstärkt diskutieren, dass in der Gesellschaft mehr Lust auf Kinder da sein muss". Außerdem steige das Bewusstsein dafür, dass verstärkt politische Maßnahmen ergriffen werden müssen, wie für die Infrastruktur von Betreuungsangeboten.

(afp)
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