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Kernanliegen im aktuellen Familienbericht Familien brauchen mehr Zeit

Berlin (RP). Im aktuellen Familienbericht wird am Freitag enthüllt, was Familien dringender brauchen als finanzielle Förderung: mehr Zeit. Und mehr Kinderbetreuung. Auch in den Schulferien.

 Laut dem aktuellen Familienbericht brauchen Familien vor allem mehr Zeit.

Laut dem aktuellen Familienbericht brauchen Familien vor allem mehr Zeit.

Foto: ddp, ddp

Wer die Umverteilung preist, meinte damit bislang, das Vermögen der Reichen in die Hände der Armen zu geben. Auch die Bundesregierung wird die Notwendigkeit einer Umverteilung stärker in den Blick nehmen. Denn sie ist das Kernanliegen im achten Familienbericht, dessen Veröffentlichung mit Spannung erwartet wird.

In dem unserer Redaktion vorliegenden Report empfehlen die Forscher, die Situation für die Familien in Deutschland durch Umverteilung spürbar zu verbessern. Aber sie meinen nicht Geld, sie meinen Zeit.

Für die Experten ist die "Stärkung von Zeitsouveränität" für Familien ein "primäres Handlungsfeld". Damit meinen sie, dass die Zeiten für die Arbeit, für die Kinderbetreuung, fürs Einkaufen und die Ämterbesorgungen besser auf Familien zugeschnitten werden müssten.

"Stärkung von Zeitsouveränität"

So sind die Schulferien nicht nur Quelle großer Freude, sondern für berufstätige Eltern auch immer wieder eine zeitliche Herausforderung: Wie überbrücken sie die Phase, in denen die Urlaubstage aufgebraucht, die Schulen und Kitas aber noch zu sind?

O-Ton-Familienbericht: "So führen Ferienzeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen, die in der Regel deutlich länger sind als der Jahresurlaub von Beschäftigten, zu einem besonderen Zeitengpass bei erwerbstätigen Eltern." Dieses "Synchronisationsproblem" werde umso größer, je besser die Versorgung mit Ganztagsangeboten sei.

Denn die dadurch gewonnene "private Zeitsouveränität im Tagesablauf" werde durch die eingeschränkte Öffnungszeit dieser Infrastruktur im Jahresverlauf wieder beschnitten. Deshalb regen die Experten vermehrt Ferienangebote an.

Die jüngste Erhebung des Statistischen Bundesamts zeigt zudem, dass die Nachfrage nach Betreuung zunimmt: Es gibt immer mehr Tagesmütter in Deutschland; die Zahl der unter Dreijährigen in der Tagespflege steigt stetig.

Appell an unterschiedliche Akteure

Der Familienbericht enthält einen Appell an verschiedene Akteure, "zeitliche Freiräume für Familien zu schaffen und zu respektieren". Zunächst seien Arbeitgeber und Sozialpartner gefragt, die über Lage, Dauer und Volumen der Arbeitszeit Einfluss auf "Zeit für Familie" nehmen könnten. Gefordert seien aber auch die Kommunen, die durch passgenaue Betreuungs-, Versorgungs- und Erziehungseinrichtungen Familien "beim Spagat zwischen Familienaufgaben und Beruf besser unterstützen" sollten.

Schließlich wenden sich die Experten an den Gesetzgeber, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, und beklagen die "strukturelle Blindheit des Arbeitsrechts gegenüber der Familie".

Der Bericht verzeichnet auch positive Entwicklungen. So sank die Zahl der Betriebe, die gar nichts zur besseren Familientauglichkeit ihrer Firma tun, seit 2003 von 19,6 auf zuletzt ein Prozent.

Zum Elterngeld gibt es eine erfreuliche Zwischenbilanz: "Insgesamt führt das Elterngeld zu einem signifikanten Rückgang der Erwerbsbeteiligung von Müttern in den ersten Monaten nach der Geburt, gleichzeitig aber zu einer höheren Erwerbsquote nach Auslaufen des Elterngeldes", heißt es im Bericht.

Elterngeld übernehme eine Schutzfunktion für die Familie und führe zudem zu einem schnelleren Wiedereinstieg in die Berufstätigkeit der Frauen. Auch der Anteil der Väter steige stetig. Anfangs entschied sich jeder Fünfte für Zeit mit dem Kind, jetzt sei es schon jeder Vierte.

(RP)
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