Nach Befreiung Familie Chrobog auf dem Weg nach Hause

Köln (rpo). Nach dem glücklichen Ende der viertägigen Entführung ist die Familie des früheren Außenstaatssekretärs Jürgen Chrobog nun auf dem Weg in die Heimat. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums soll die fünfköpfige Familie am Sonntagabend auf dem Flughafen Köln-Wahn ankommen. Sie verließen den Jemen am Mittag an Bord eines Challenger-Jets der Luftwaffe.

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Foto: AFP

Der 65-Jährige, seine Frau Magda und die drei erwachsenen Söhne waren am Mittwoch während eines Privaturlaubs im Osten des Landes aus einer gesicherten Reisegruppe heraus gekidnappt worden. Die Entführer hatten von der Regierung in Sanaa die Freilassung inhaftierter Stammesmitglieder erpressen wollen. Nach mehreren Verhandlungsrunden mit jemenitischen Regierungsstellen waren die Chrobogs am Samstag unversehrt freigelassen und nach Aden geflogen worden. Dort verbrachten sie die Neujahrsnacht.

Der jemenitische Staatspräsident Ali Abdullah Saleh wies seine Sicherheitskräfte an, die Entführer festzunehmen. Saleh sagte der Familie, Entführungen sollten künftig genauso bekämpft werden wie der Terrorismus. Chrobog selbst erklärte, er und seine Familie seien von den Entführern gut behandelt worden. Die Männer hätten ihm gesagt, sie seien keine Terroristen. Sie seien zu Entführungen gezwungen, weil die Regierung ihre Probleme nicht ernst nehme. Chrobog sagte, er habe ihnen geantwortet, dass ihre Taten falsch seien und der Tourismus-Industrie schweren Schaden zufügten.

Kurz nach der Freilassung meldete die amtliche jemenitische Nachrichtenagentur SABA, Soldaten hätten vier der Entführer gefangen. Führer ihres Stammes dementierten das. Die Regierung halte sich an die Absprachen, die zur Freilassung geführt hätten. Der Vizegouverneur der Provinz Schabwa, Nasser al Baoum, sagte, die Freilassung sei gegen die Zusage erfolgt, mit der Regierung "eine Vereinbarung bezüglich der fünf inhaftierten Mitglieder des Stammes auszuhandeln". Die Entführer hatten die Freilassung von fünf Mitgliedern ihres Stammes verlangt, die wegen der Tötung zweier Angehöriger eines verfeindeten Stammes vor Gericht stehen.

Erleichterung in Berlin

Außenminister Frank-Walter Steinmeier gab die Freilassung in Berlin bekannt und sagte, die Entführung sei trotz fairer Behandlung durch die Geiselnehmer mit "riesigen Belastungen" für die Familie verbunden gewesen. Chrobogs Familie sei offenbar zufällig zu Opfern geworden. Steinmeier dankte ausdrücklich dem Präsidenten Saleh, der durch sein "engagiertes und umsichtiges" Verhalten zur glücklichen Befreiung beigetragen habe. Der jemenitische Vizeaußenminister und frühere Botschafter in Deutschland habe sich persönlich bei ihm entschuldigt, sagte Steinmeier.

Berliner Politiker äußerten sich erleichtert. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla erklärte, der Krisenstab des Auswärtigen Amtes habe "wieder einmal eindrucksvoll seine Leistungsfähigkeit und sein diplomatisches Geschick erwiesen". Sein SPD-Kollege Hubertus Heil erklärte, die Partei danke der jemenitischen Regierung für ihr Engagement und besonders "unserem Außenminister Frank-Walter Steinmeier und seinen Mitarbeitern".

FDP-Chef Guido Westerwelle würdigte ebenfalls ausdrücklich "das umsichtige Wirken des Krisenstabes und des gesamten Auswärtigen Amtes". Die Vorsitzenden der Grünen, Claudia Roth und Reinhard Bütikofer, dankten den Behörden und wünschten Chrobogs, dass "sie das Erlebte der letzten Tage schnell verarbeiten können". Auch die Fraktionschefs der Linkspartei, Gregor Gysi und Oskar Lafontaine, lobten, dass die Bundesregierung "wie im Fall Osthoff" dafür gesorgt habe, dass die Entführung friedlich habe beendet werden können.

(afp)
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