Ehemaliger RAF-Terrorist Fall Klar: Minister will Theaterpraktikum verhindern

Frankfurt/Main (RPO). Der baden-württembergische Justizminister Ulrich Goll (FDP) will verhindern, dass Ex-RAF-Terrorist Christian Klar ein Theaterpraktikum am Berliner Ensemble machen kann. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) erklärte unterdessen, sie rechne nicht damit, dass die ehemaligen RAF-Mitglieder jetzt ihr Schweigen beendeten und umfassend über die Morde aussagten.

Das Opfer, die Akteure, die Rätsel
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Goll sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", er sehe für das vom Theaterleiter Claus Peymann angebotene Praktikum Klars am Berliner Ensemble keine Möglichkeit. "Ein solch exponierter Platz wie ein Theater in Berlin" wäre nach seiner Auffassung für den ehemalige RAF-Terroristen nicht geeignet, der nach 24 Jahren in den kommenden Monaten mit ersten Hafterleichterungen rechnen darf.

Goll hatte diese Hafterleichterungen für Klar gestrichen, nachdem eine kapitalismuskritische Grußadresse des ehemaligen RAF-Mitglieds an die Berliner Rosa-Luxemburg-Konferenz bekannt geworden war. Der Minister scheiterte damit aber vor Gericht, das Klar die Hafterleichterungen am Donnerstag dann doch gewährte.

Bundesjustizministerin Zypries (SPD) sagte im Inforadio des RBB: "Wir dürfen nicht zulassen, dass diejenigen, die damals Täter waren, jetzt auf einmal als die Opfer dastehen." Diese Gefahr sehe sie aber angesichts der derzeitigen Diskussion.

Zugleich bezweifelte Zypries, dass die Exterroristen jetzt ihr Schweigegelübde über die damaligen Taten aufgeben. Dass in mehreren Urteilen zu den damaligen Taten offen geblieben sei, was die genaue Beteiligung des einzelnen gewesen sei, habe sich die RAF mit ihrer Aussageverweigerung selbst zuzuschreiben.

Wisniewski kooperationsbereit

Im Übrigen gehe sie davon aus, dass es das - inzwischen bereits verbüßte - Strafmaß für den RAF-Terroristen Stefan Wisniewski nicht wesentlich ändern würde, wenn er 1977 die Todesschüsse auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback abgegeben habe. Wisniewskis Anwältin Edith Lunnebach kündigte derweil an, ihr Mandant werde mit der Bundesanwaltschaft kooperieren, die wegen des Anschlags auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback im Jahr 1977 wieder gegen ihn ermittelt. In der WDR-Sendung "Aktuelle Stunde" sagte die Rechtsanwältin am Freitag, sie habe Kontakt zu der Behörde in Karlsruhe aufgenommen. Zugleich zeigte sie sich zuversichtlich, dass das Verfahren gegen Wisniewski bald eingestellt werde.

Ex-RAF-Terroristin Maier-Witt sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", es wäre vor allem für die früheren RAF-Mitglieder selber gut, wenn sie das Schweigen über die Taten aufgäben. Die heute für das Forum Ziviler Friedensdienste in Mazedonien arbeitende 57-Jährige sagte, sie empfinde inzwischen Scham über die Anschläge von damals.

Maier-Witt war an der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer 1977 beteiligt. Nach ihrer Verhaftung in der DDR hatte sie 1991 umfangreich ausgesagt, weshalb sie unter Berücksichtigung der Kronzeugenregelung nach fünf Jahren Haft vorzeitig entlassen worden war. Sie selbst habe aber keinen Mord begangen. "Ich habe wirklich niemanden umgebracht", versicherte die ehemalige Terroristin.

(ap)
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