Trotz Auflösung des „Flügels“ Extremismusforscher hält AfD bundesweit für rechtsextrem dominiert

Potsdam · Der brandenburgische Verfassungsschutz hat jüngst den Landesverband zum Verdachtsfall erklärt. Für den Potsdamer Extremismusforscher Gideon Botsch ist in der AfD eine rechtsextremistische Gesinnung bundesweit verbreitet.

 Fahnen der Partei Alternative für Deutschland (AfD) liegen vor Beginn der Wahlkampfveranstaltung der AfD in den Sitzreihen. Archivfoto.

Fahnen der Partei Alternative für Deutschland (AfD) liegen vor Beginn der Wahlkampfveranstaltung der AfD in den Sitzreihen. Archivfoto.

Foto: dpa/Peter Steffen

„Die AfD bundesweit ist noch nicht durchgängig rechtsextrem, muss aber nach wie vor als rechtsextrem dominiert betrachtet werden“, sagte der Leiter der Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus des Moses Mendelssohn Zentrums an der Universität Potsdam der Deutschen Presse-Agentur.

Der brandenburgische Verfassungsschutz hatte jüngst den gesamten AfD-Landesverband zum Verdachtsfall erklärt. Er begründete dies am Montag unter anderem mit extremistischen Positionen. Der bisherige Landeschef Andreas Kalbitz ist einer der Wortführer des rechtsnationalen „Flügels“ um den Thüringer AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke, der sich mittlerweile nach eigenen Angaben aufgelöst hat.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte den „Flügel“ im März als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft. Im Mai erklärte der AfD-Bundesvorstand die Mitgliedschaft von Kalbitz mit Mehrheit für nichtig, Kalbitz geht dagegen rechtlich vor.

„Wir bezeichnen den brandenburgischen Landesverband seit langem als rechtsextrem“, sagte der Politikwissenschaftler. „Das schließt nicht aus, dass es Einzelne gibt, die nicht rechtsextrem sind, aber die spielen im Landesverband keine nennenswerte Rolle.“ Ähnlich wie der Verfassungsschutz schätzte Botsch ein, dass der AfD-Landesverband Brandenburg „sehr stark "Flügel"-orientiert“ sei. „Aber er wäre auch ohne „Flügel“ als rechtsextrem zu bewerten“, erklärte der Forscher. „Bei einer Reihe von AfD-Politikern im Land kennen wir keine Anbindung an den Flügel, sehen sie aber klar im rechtsextremen Kontext, teilweise mit deutlichen Kontakten auch ins Neonazi-Lager.“

(anst/dpa)
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