Extrarente Vernachlässigte private Altersvorsorge

Berlin · Die Zeit für eine Reform der privaten Altersvorsorge drängt. Die Zahl der Arbeitnehmer wächst, denen im Alter Armut droht.

 Immer mehr Arbeitnehmern droht im Alter Armut.

Immer mehr Arbeitnehmern droht im Alter Armut.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die Idee der Riester-Rente ist nicht aufgegangen. Vorgesehen war, dass die Arbeitnehmer das sinkende Rentenniveau durch eine private Vorsorge ausgleichen, für die der Staat Zuschüsse gibt. Doch die Produkte, die im Rahmen der Riester-Rente angeboten werden, sind nicht attraktiv genug. Die Nebenkosten zehren die staatlichen Zuschüsse fast auf. Die seit Jahren niedrigen Zinsen tun ihr Übriges.

Die private Altersvorsorge ist also dringend reformbedürftig. Der Koalitionsvertrag enthält dazu nur einen dürren Satz. Es wird aber nicht reichen, die Riester-Produkte zu entschlacken. Vielmehr sollte sich die Koalition auf das attraktive Modell der Deutschland-Rente besinnen, das sich auch die Verbraucherschützer in leicht veränderter Form zu eigen gemacht haben. Ein solches vom Staat verantwortetes und von Finanz-Profis realisiertes Produkt hätte die Chance auf viel breitere Akzeptanz als die Riester-Rente. Die Erträge dürften deutlich höher liegen. Dadurch, dass das Geld am Finanzmarkt und nicht in einem staatlichen Fonds angelegt werden soll, besteht auch nicht die Gefahr, dass der Staat in Krisenzeiten auf die Alterssicherung seiner Bürger zugreift. Das ist wichtig für das Vertrauen in ein neues Produkt.

In dieser Wahlperiode soll die Alterssicherung für Zukunft auf ein neues Fundament gestellt werden. Dafür tagt zurzeit eine Rentenkommission, die mit Arbeitgebern, Gewerkschaften, Wissenschaftlern und Politikern besetzt ist. Für den Erfolg dieser Kommission ist es zentral, dass sie nicht nur die gesetzliche Rente in den Blick nimmt, sondern auch endlich der privaten Altersvorsorge wieder mehr Gewicht und Attraktivität verleiht.

Es ist völlig kurios: Seit fast 20 Jahren gibt es die Erkenntnis, dass angesichts der alternden Bevölkerung neben einer staatlichen auch eine private und eine betriebliche Altersvorsorge notwendig ist. Doch die Regierungen der vergangenen Jahre haben sich fast nur um die gesetzliche Rente gekümmert und dort die Leistungen ausgeweitet – zu Lasten der jüngeren Generation. Auf der anderen Seite sorgen die Jungen viel zu wenig vor, weil die Betriebsrente mit ihren doppelten Beiträgen für die Kranken- und Pflegekasse sowie die Riester-Rente in ihrer jetzigen Form nicht sehr attraktiv sind.

Die private Vorsorge ist in den vergangenen Jahren völlig vernachlässigt worden. Vor dem Hintergrund, dass die Baby-Boomer Jahrgänge bald in den Ruhestand gehen, drängt die Zeit, die private Vorsorge endlich so auszugestalten, dass die große Mehrheit der Bevölkerung sie auch akzeptiert und sich auf ein Sparmodell einlässt.

(qua)
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