Erhard Eppler spricht von "grober Missachtung" Ex-Minister stellt sich gegen Nachfolger Niebel

Berlin (RP). Kollegenschelte für den Nachfolger, das ist im politischen Berlin normalerweise nicht üblich. Anders verhält es sich nach der Nominierung des FDP-Politikers Dirk Niebel für das Entwicklungshilfeministerium. Fachleute sind entsetzt. Der langjährige Ressortchef Erhard Eppler (SPD) kritisiert die Personalie im Gespräch mit unserer Redaktion als "grobe Missachtung" des Ministeriums.

 Erhard Eppler leitete von 1968 bis 1974 das Ministerium für Entwicklungshilfe.

Erhard Eppler leitete von 1968 bis 1974 das Ministerium für Entwicklungshilfe.

Foto: ddp

Der bisherige FDP-Generalsekretär Niebel hatte wie seine Partei die Abschaffung des Ministeriums gefordert. Nun soll da einer ein Ressort leiten, das er selbst für überflüssig hält, so der voherrschende Eindruck. Nichtregierungsorganisationen und Grüne hatten die Personalie bereits mit Verwunderung kommentiert, wenn nicht gar scharf kritisiert.

Nun meldet sich der frühere SPD-Entwicklungshilfeminister Erhard Eppler zu Wort. "Die Ernennung eines Mannes, der zur Sache des Ministeriums noch nie etwas gesagt hat, wohl aber seine Abschaffung fordert, empfinde ich als grobe Missachtung der Mitarbeiter des Ministeriums und der Sache, für die es geschaffen wurde", sagte Eppler unserer Redaktion.

Der 82-jährige SPD-Politiker betonte, dass er in den 35 Jahren seit seinem Rücktritt "nie einen Nachfolger öffentlich kritisiert" habe. In diesem Fall ginge es aber nicht anders.

Der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sacha Raabe, hatte zuvor von einem "schlechten Witz" gesprochen. Es sei zu befürchten, dass Dirk Niebel kein Entwicklungs- sondern ein Abwicklungsminister sein werde. Ähnlich äußert sich die Fraktion der Grünen, die sich fragt, ob Niebel des Entwicklungshilfe zum "Wurmfortsatz" des von FDp-Chef Guido Westerwelle geführten Auswärtigen Amts machen werde.

Als FDP-Chef Guido Westerwelle am Wochenende die Nominierung Niebels vor Journalisten bekannt gab, sorgte das für erstauntes Gelächter in der Bundespressekonferenz, wie sich die Süddeutsche Zeitung erinnert. Es sei ein beißendes, ein dreckiges Gelächter gewesen, kommentierte das Blatt und bezeichnete Niebel dabei als einen "Entwicklungshilfefeind".

(RP)
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