Drohnen-Affäre immer skurriler "Euro-Hawk"-Hersteller widersprechen Ministerium

Berlin · Das Verteidigungsministerium hat das Drohnen-Programm "Euro Hawk" unter anderem wegen einer drohenden Kostenexplosion gestoppt. Die Hersteller widersprechen dieser Darstellung nun vehement. Wer hat recht? Die Drohnen-Affäre wird immer skurriler.

Die "Euro-Hawk"-Hersteller Northrop Grumman und EADS haben gemeinsam der Einschätzung des Verteidigungsministeriums widersprochen, die Zulassung der Drohne für den europäischen Luftraum hätte eine Kostenexplosion verursacht. Medienberichte über Schwierigkeiten mit dem Flugleitsystem sowie über ausufernde Kosten im Zusammenhang mit der Zertifizierung seien falsch, heißt es in einer Erklärung, die am Montag auf der Internet-Seite des US-Konzerns Northrop Grumman auch im Namen des europäischen Unternehmens EADS und der deutschen Euro Hawk GmbH veröffentlicht wurde.

Die Medienberichte über die hohen Kosten basieren auf Aussagen des Ministeriums. Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte das Drohnen-Programm vor zwei Wochen abgebrochen, weil sein Haus für die Beschaffung der für eine europäische Zulassung notwendigen Zertifikate 500 bis 600 Millionen Euro zusätzlich veranschlagt hatte. Selbst danach wäre nach Darstellung des Ministeriums eine endgültige Zulassung noch nicht garantiert gewesen.

EADS stellt die Aufklärungstechnik für "Euro Hawk", die das Ministerium nun in einem anderen Flugzeug nutzen will. Die Euro Hawk GmbH ist ein Joint Venture von Northrop Grumman und EADS, das für Planung und Organisation des Drohnen-Projekts gegründet wurde.

Verwunderung über Verteidigungsministerium

Northrop Grumman hatte sich in den vergangenen Tagen schon mehrfach verwundert über das Agieren des Verteidigungsministeriums gezeigt. Nun erhält der US-Konzern erstmals öffentlich Unterstützung von EADS. In der Erklärung bekennen sich beide Unternehmen vollständig zu dem Drohnen-Programm und seinen "wegweisenden Fähigkeiten" für die deutschen Streitkräfte und seine Verbündeten.
"Das ganze Euro-Hawk-System, einschließlich des Steuersystems und der Sensorik, hat einwandfrei und sicher über die gesamte Testphase hinweg funktioniert."

In mehreren Medienberichten war dagegen die Rede davon, dass der Kollisionsschutz der Drohne nicht den europäischen Standards entspricht. Zudem soll es bei der Überführung des "Euro Hawk" nach Deutschland massive technische Probleme gegeben haben. Die Euro Hawk GmbH will der Erklärung zufolge weiter versuchen, mit dem Ministerium im Gespräch zu bleiben. "Das Team wird einen bezahlbaren und durchführbaren Plan vorlegen, um die Flugtests des Prototyps sowie die Produktion und den Einsatz des vollen Systems mit vier Flugzeugen zu gewährleisten."

Von der schwarz-gelben Koalition bekam de Maizière (CDU) für sein umstrittenes Krisenmanagement in der Drohnen-Affäre unterdessen Rückendeckung. Der Minister werde einen Bericht vorlegen, in dem alle Fragen beantwortet werden, sagte der CDU-Bundesvize und hessische Ministerpräsident Volker Bouffier vor einer Präsidiumssitzung seiner Partei in Berlin. "Er steht für Solidität und Seriosität, und ich bin sicher, das wird er erneut unter Beweis stellen." FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle sagte: "Wir sollten abwarten, bis die Fakten auf den Tisch kommen. Man braucht Zeit, um das zu sichten."

(dpa/jco)
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