Ratssitzung in Dortmund Es flogen die Fetzen

Dortmund (RP). TV-Teams ziehen Kabel, auf der Zuschauertribüne im Ratssaal drängen sich die Zuschauer, selbst im Foyer des Dortmunder Rathauses verfolgen die Menschen das Geschehen über einen Monitor.

 Ullrich Sierau (SPD) ist der neue Oberbürgermeister von Dortmund. Bei der OB-Wahl kam er auf 45,1 Prozent der Stimmen.

Ullrich Sierau (SPD) ist der neue Oberbürgermeister von Dortmund. Bei der OB-Wahl kam er auf 45,1 Prozent der Stimmen.

Foto: SPD

Der Andrang war gewaltig, als der Stadtrat am Donnerstag zu seiner ersten Sitzung seit der Kommunalwahl am 30. August zusammen trat, die vom schweren Verdacht der Wählertäuschung überschattet wird. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Es flogen die Fetzen.

Dortmund, die zweitgrößte Stadt des Ruhrgebiets, die "Herzkammer der Sozialdemokratie", ist in diesen Tagen zur Bühne für einen Polit-Krimi geworden. Seit die SPD-Kämmerin Christiane Uthemann am 1. September unter Verweis auf ein 100-Millionenloch in der Kasse eine Haushaltssperre verhängt hat, kaum dass ihre Partei bei der Kommunalwahl gewonnen hatte, beklagen CDU und FDP "Wahlbetrug", fordern Rücktritte und vor allem Neuwahlen.

Bei der Ratssitzung präsentierte Kulturdezernent Jörg Stüdemann (SPD), der die Vertretung der abgetauchten Kämmerin übernommen hat, eine neue Bilanz der Haushaltslage. Je nach Lesart fehlen Dortmund demnach 23 Millionen Euro, rund 85 oder sogar 160 Millionen. Während der Sitzung kursierten gleich mehrere Versionen. Vertreter von CDU und FDP überzogen Stüdemann und Noch-OB Gerhard Langemeyer prompt mit beißendem Spott.

Der zu Langemeyers Nachfolger gewählte Stadtdirektor Ullrich Sierau schwieg beharrlich zu den Vorwürfen. SPD-Fraktionschef Ernst Prüsse entschuldigte sich bei den Wählern, lehnte einen neuen Urnengang aber ab: dieser würde "unter vollkommen falschen Vorzeichen stattfinden". Er erntete Gelächter.

(RP)
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