BSI bekommt eine Präsidentin Erstmals Frau an der Spitze der Cyberabwehr-Behörde

Berlin · Die Mathematikerin Claudia Plattner wird die Leitung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik übernehmen. Monatelang war der Posten vakant, weil Innenministerin Faeser den langjährigen BSI-Präsidenten Schönbohm geschasst hatte.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Foto: dpa/Oliver Berg

Es war nicht ganz einfach, eine geeignete Nachbesetzung für den geschassten Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu finden. Nun ist die Wahl auf die Mathematikerin Claudia Plattner gefallen, die als erste Frau an der Spitze der Bonner Behörde die Nachfolge von Arne Schönbohm antreten wird.

Plattner ist derzeit noch als Generaldirektorin für Informationssysteme bei der Europäischen Zentralbank tätig. Sie hat an der Technischen Universität Darmstadt und an der Tulane University im US-Bundesstaat Louisiana Mathematik studiert und arbeitete danach zunächst als Softwareentwicklerin. Vor ihrem Wechsel zur EZB 2021 hatte Plattner mehrere Posten bei der Deutschen Bahn inne und war später bei der Bahn-Tochter DB Systel für die Modernisierung der IT des Konzerns zuständig.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte zur Personalie: „Ich freue mich sehr, dass ich mit Claudia Plattner eine herausragende, international vernetzte IT-Sicherheitsexpertin mit großer Managementerfahrung als künftige BSI-Präsidentin gewinnen konnte.“ Die künftige Chefin der IT-Sicherheitsbehörde „bringt die Erfahrung und Expertise mit, die wir in diesen besonders herausfordernden Zeiten für die Cybersicherheit brauchen“.

Plattner selbst sagte in Berlin: „Cybersicherheit ist eine bedeutende Herausforderung für Regierungen. Es ist mir eine Ehre, in dieser neuen Rolle in den Dienst der Bundesrepublik zu treten.“

Der genaue Termin für Plattners Wechsel an die Spitze der Bonner Behörde steht nach Angaben aus Regierungskreisen noch nicht fest. Bis zu ihrem Amtsantritt soll Vizepräsident Gerhard Schabhüser weiterhin die Behörde leiten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat mit dem BSI in den kommenden Jahren viel vor. Faeser kündigte an, sie wolle gemeinsam mit Plattner als BSI-Chefin „unsere Cybersicherheitsagenda weiter konsequent umsetzen“. Ziel sei auch, „die digitalen Bürgerrechte und die IT-Sicherheit weiter zu stärken“.

„Mit Claudia Plattner konnte eine ausgewiesene Expertin mit fundierten Vorkenntnissen für das wichtige Amt der BSI-Präsidentin gewonnen werden“, erklärten die Grünen-Innenpolitikerin Misbah Khan und Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz. Lob für die neue BSI-Chefin kam auch von der Opposition. „Frau Plattner ist eine der renommiertesten IT-Managerinnen des Landes“, erklärte der CDU/CSU-Digitalexperte Reinhard Brandl. Allerdings habe Faeser „mit der Posse um die Abberufung von Herrn Schönbohm“ das Amt des BSI-Präsidenten schwer beschädigt und Plattner müsse daher nun „diesen Scherbenhaufen von Frau Faeser aufkehren“.

Faeser hatte Schönbohm im vergangenen Oktober geschasst. Zuvor hatte Jan Böhmermann in seiner ZDF-Sendung über Schönbohms Beziehungen zu einem Verein berichtet, der wegen der Verbindungen einiger Mitglieder nach Russland umstritten ist. Schönbohm, der 2016 auf Vorschlag des damaligen Bundesinnenministers Thomas de Maizière (CDU) zum BSI-Präsidenten ernannt worden war, setzte sich gegen Fasesers Entscheidung zur Wehr. Das Ministerium tat sich schwer, einige der Vorwürfe zu erhärten. Inzwischen ist Schönbohm Präsident der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung und zudem zuständig für die Modernisierung der Fortbildungslandschaft.

(mit dpa/afp)
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