Geheimakte DDR-Politbüro Erich Honecker wollte Orgien und Scheidungen verbieten

Mit schöner Regelmäßigkeit kommen skurrile Details über das Leben der Politbosse in der DDR ans Tageslicht. Nun heißt es, Staatschef Erich Honecker haben verzweifelt versucht, mit Verboten dem Lotterleben seiner Funktionäre Einhalt zu gebieten.

Aufstieg und Fall Erich Honeckers
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Quelle der posthumen Enthüllungen ist wieder einmal der Bundesnachrichtendienst (BND). Demnach wünschte sich Honecker die Herren aus dem Politbüro als leuchtende und vor allem tugendhafte Vorbilder. Der Realität wurde das nur bedingt gerecht. Vor allem in den 80er Jahren sollen die Funktionäre der Staatspartei SED immer wieder ihre Privilegien ausgeschöpft haben.

Alkohol-Exzesse, Liebesaffären und schamloser Prunk waren eher die Regel als die Ausnahme. Am schlimmsten soll es Konrad Naumann getrieben haben. Dem 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin hängt ein Ruf als Schwerenöter an. "Ich habe mit Fidel Weiber am Swimmingpool vernascht", soll er sich vor seinem Tod 1992 mit Freuden an die wilden Zeiten erinnert haben.

Alkoholexzesse und Frauengeschichten

Honecker, der als notorischer Spießer galt, hatte mit solche umtriebigen Kollegen offenbar seine liebe Mühe. Wie zuletzt die Bild-Zeitung unter Berufung auf Akten des BND berichtet, wollte er gar seinen lasterhaften Funktionären Scheidungen verbieten.

Auch die alkohollastigen Partys waren dem langjährigen Staatschef (von 1971 bis 1989) demnach ein Gräuel. "Es ist bekannt, dass Honecker die in Politbürokreisen nicht selten stattfindenden Alkoholexzesse ablehnt und bekämpft. Außerdem hat ihn die hohe Scheidungsrate in der politischen Führung der DDR veranlasst, beabsichtigte Ehescheidungen dieser Personen zu untersagen", zitiert das Blatt aus den Akten.

Ein Opfer an den Sozialismus

Schon vor zwei Jahren hatte der BND Akten mit Honecker-Recherchen freigegeben. Glaubt man den Beobachtungen des BND taugte Honecker allerdings ebenso wenig zum moralisch-sittlichen Vorbild wie seine sozialistischen Parteifreunde. So soll auch er eine Affäre zu einer jungen Ärztin gehabt haben. Die Ehe mit Margot — nur noch eine dünne Fassade. Wegen der Staatsräson habe er sich allerdings nicht von ihr getrennt.

Dass Honecker sich darum bemüht haben soll, seinen Genossen Moral und Anstand aufzuzwingen, klingt freilich durchaus plausibel. So soll er sehr unter seiner Frau gelitten haben. Dass er sich nicht von ihr trennte, mag er als Opfer an den Sozialismus verstanden haben. Gleiches von allen mit Führungsanspruch zu verlangen, wäre ein nachvollziehbares Motiv.

"Häufige Affären"

Zumal die DDR auch daran schuld gewesen sein soll, dass er Margot überhaupt heiratete. Nur auf Druck des SED-Politbüros habe er eingewilligt. Die damalige Staatsführung hatte dem aufstrebenden Honecker nach den Recherchen des BND die Pistole auf die Brust gesetzt: Damit "seine häufigen Affären mit jungen Mädchen ein Ende" haben.

(pst)
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