Vor 15 Jahren Erich Honecker und der erzwungene Abtritt

Düsseldorf (rpo). "Wir danken Erich Honecker für sein politisches Wirken und wünschen ihm Gesundheit und Wohlergehen." Mit diesen Worten hat Egon Krenz am 18. Oktober 1989 den Rücktritt Honeckers angenommen. Doch so freiwillig war der Abgang nicht.

Aufstieg und Fall Erich Honeckers
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Noch fünf Tage vorher bekräftigte der SED-Chef auf einem Treffen mit den Führern der Blockparteien den Führungsanspruch der SED — mit sich selbst an der Spitze. Hinter seinem Rücken rumorte es jedoch schon seit geraumer Zeit. Einige Politbüro-Mitglieder um Günter Schabowski wollten dem Volk entgegenkommen. Schnell wird ihnen klar, dass so etwas mit dem Überzeugungstäter Honecker nicht möglich ist.

Außerdem verlangte die Oppositionsgruppe "Vereinigte Linke" in der "Böhlener Erklärung" vom 13. Oktober 1989 neben Pressefreiheit, Legalisierung der Oppositionsgruppen und Reisefreiheit auch ausdrücklich den Rücktritt von SED-Politbüro und Regierung sowie die Bildung einer Reformregierung.

Als auf der Montagsdemonstration vom 16. Oktober in Leipzig 120.000 Menschen auf die Straße gingen, trauten sich Schabowski, Egon Krenz und Harry Tisch aus der Deckung. Sie wollten Honecker auf der am nächsten Tag stattfindenden Politbürositzung abberufen und telefonierten mit den anderen Mitgliedern, um die Lage zu sondieren. Die Hälfte der Mitglieder signalisierte Zustimmung.

Als am folgenden Dienstag Honecker die Sitzung eröffnete, unterbrach Ministerpräsident Willi Stoph ihn und forderte die Ergänzung der Tagesordnung um den Punkt: Absetzung des Generalsekretärs. Honecker versuchte, ihn zu übergehen, dann seine Getreuen zu einer Stellungnahme für ihn zu bewegen — vergebens. Inzwischen war auch dem Letzten klar, dass der Wind sich gedreht hatte. Die Sitzung endete mit der einstimmigen Entscheidung, Honecker vom Zentralkomitee absetzen zu lassen.

Um dieser Schande zuvorzukommen, bat Erich Honecker das Zentralkomitee der SED, ihn aus gesundheitlichen Gründen von den Ämtern des Generalsekretärs und des Staatsratsvorsitzenden zu entbinden. Die Rechnung der Palastrevolutionäre ging dennoch nicht auf: Sie schafften es nicht mehr, sich dem Volk als Reformer zu verkaufen. Drei Wochen später fiel die Mauer und riss die DDR und ihre verbliebene Führung mit sich.

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