Dokumente veröffentlicht Stasi hörte sogar Erich Honecker ab

Ein 1059-Seiten-Buch hat Auszüge aus abgehörten Telefonaten der Staatssicherheit untersucht und veröffentlicht. Bizarre Pointe: Selbst ein Gespräch von Staatschef Honecker wurde belauscht und protokolliert.

Aufstieg und Fall Erich Honeckers
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Foto: AP

Der Wälzer mit dem Titel "Fasse dich kurz!" konzentriert sich auf abgehörte Telefongespräche aus der Spätphase der DDR. Herausgegeben wurde er in einer wissenschaftlichen Reihe des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Er untersucht, wie Stasi und SED mit abgehörten Telefongesprächen umgingen.

Neben Einblicken in die Überwachung von Oppositionellen dokumentiert das Buch auch bizarre Situationen. Dazu zählt insbesondere der Moment, in dem versehentlich sogar Erich Honecker abgehört wurde und den die "Zeit" in einer Buchbesprechung hervorhebt.

Die bizarre Situation ereignete sich im Jahr 1978. Die Stasi hatte sich in die Leitung des Schriftstellers Stefan Hermlin eingeklinkt, weil der sich durch seine Verbindung zum Systemkritiker Wolf Biermann verdächtig gemacht hatte. Als dann Honecker bei seinem Freund Hermlin anrief, protokollierte der Stasi-Mitarbeiter pflichtschuldigst das Gespräch — obwohl das eigentlich verboten war.

Die Sätze Honeckers lassen die Szene im Nachhinein endgültig ins Absurde kippen. Der ahnungslose Staatschef wollte seinen Freund nämlich darauf vorbereiten, dass er vermutlich bald abgehört werden würde. "Also, falls du da mal was knacken hörst in deiner Leitung, das wird nur kurzfristig sein, musst du nicht irgendwie gleich was Schlechtes dabei denken", zitiert der Band Honecker.

Dass es schon längst in der Leitung knackte, war Honeckers Aufmerksamkeit offensichtlich entgangen.

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