Sächsische Polizisten Als „Uwe Böhnhardt“ in den Einsatz

Berlin · Sächsische Polizisten wählen den Namen des NSU-Terroristen als Tarnbezeichnung.

 Zwei Polizisten vor dem Hotel Adlon, in dem der türkische Präsident seinen Aufenthalt verbringt.

Zwei Polizisten vor dem Hotel Adlon, in dem der türkische Präsident seinen Aufenthalt verbringt.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Mit Empörung und Entsetzen ist ein neuer rechtsextremistischer Zwischenfall bei der sächsischen Polizei aufgenommen worden. Zwei am Rande des Erdogan-Besuches in Berlin eingesetzte SEK-Beamte hatten als Tarnnamen für einen Kollegen „Uwe Böhnhardt“ in eine Liste eingetragen. Dieser NSU-Rechtsterrorist war einer der Mörder  türkischstämmiger Migranten und einer Polizistin. Inwieweit der betroffene Beamte aus Sachsen selbst aktiv involviert war, wird noch ermittelt.

Auf den Aliasnamen sollte ein Berechtigungsdokument ausgestellt werden. Die Provokation zum Besuch des türkischen Präsidenten war in Sachsen nicht aufgefallen. Erst die Berliner Polizei hatte sie bemerkt und gemeldet. Die beiden Beamten wurden daraufhin aus dem Dienst genommen; sie sollen nun ihren Job verlieren. Der sächsische LKA-Chef Petric Kleine nannte das Verhalten „vollständig inakzeptabel, im höchsten Maße verantwortungslos und an Dummheit kaum zu überbieten“. Er bat auch bei den Angehörigen der Mordopfer für das „abscheuliche“ Verhalten der Beamten um Entschuldigung.

SPD-Innenexperte Burkhard Lischka aus Magdeburg äußerte sich entsetzt über das Verhalten, das an Zynismus gegenüber allen Opfern des NSU nicht zu überbieten sei. „Ich erwarte, dass diese Männer aus dem Polizeidienst entlassen werden“, sagte Lischka unserer Redaktion. Von einem „unglaublichen, indiskutablen Vorgang“ sprach FDP-Innenexpertin Linda Teuteberg aus Brandenburg. „Es wirft allerdings auch die Frage auf, ob hier grundsätzlich eine stärkere Sensibilisierung erforderlich ist“, erklärte Teuteberg.

Auch die sächsischen Grünen forderten von Landesinnenminister Roland Wöller (CDU), sich „endlich konsequent mit der inneren Verfasstheit der Polizei“ zu beschäftigen. Im August hatte ein sächsischer LKA-Mitarbeiter während einer Pegida-Demonstration ein TV-Team beschimpft. Ein SEK-Beamter hatte im vergangenen Jahr ein Symbol von Rechtsextremisten an seiner Uniform getragen.

(may-)
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