Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern Enttäuschung bei der CDU: "So ist das, wenn man nur Partner ist"

Schwerin (RPO). Die CDU erreicht in Mecklenburg-Vorpommern ihr schlechtestes Ergebnis überhaupt. Lorenz Caffieer suchte am Sonntagabend nach Erklärungen, warum der eine Partner der Regierung (die SPD) deutlich gewinnt, der andere aber verliert. "So ist das, wenn man nur Partner ist", seufzt der Spitzenkandidat.

Wahl 2011: Gewinner und Verlierer in Mecklenburg-Vorpommern
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Es sei nicht gelungen, die CDU-Erfolge der vergangenenfünf Jahre in der Koalition mit der SPD in den Vordergrund zubringen und für die Partei zu nutzen, sagte Caffier am Sonntagabend. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) habe für diegemeinsame gute Arbeit die Punkte eingeheimst.

Der Spitzenkandidat der CDU hat das mehr als enttäuschende Wahlergebnis seiner Partei bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern hinnehmen müssen. Es ist das schlechteste der Christdemokraten im Nordosten überhaupt. Dabei ist Caffier durchaus stolz auf seine Arbeit als Innenminister in der bislang regierenden großen Koalition von Schwerin. Es ist sogar noch offen, ob er auch künftig zusammen mit dem alten und neuen SPD-Ministerpräsidenten Erwin Sellering im Land mitbestimmen kann. Der Innenminister will die Fortsetzung der großen Koalition: "Wir brauchen auch künftig Kontinuität, um dasLand weiter voran zu bringen."

Mit seinem Wahlkampfauftakt hatte sich Caffier Anfang August bundesweite Aufmerksamkeit verschafft. Der plakatierte Slogan "C - wie Zukunft" brachte ihm allerdings mehr Häme als Respekt ein. Der Politiker konnte dem Fehlstart trotzdem etwa Positives abgewinnen. Immerhin habe das Plakat seinen Bekanntheitsgrad deutlich gesteigert. Dabei ist etwas schönzureden eigentlich nicht die Art des 56 Jahre alten CDU-Politikers. Er liebt es eher hemdsärmlig, kumpelhaft und mit klaren Ansagen. Seit fünf Jahren sitzt er als Innenminister mit Sellering am Kabinettstisch. Beide versichern, gut und vertrauensvoll miteinander regiert zu haben.

In den vergangenen fünf Jahren war Caffier für die Details einer umfassenden Verwaltungsreform verantwortlich, die bei Kommunalpolitikern äußerst ungeliebt ist. Am Tag nach der Landtagswahl tritt sie mit der Einteilung neuer riesiger Landkreise in Kraft. Caffier hat auch die Polizeistruktur neu geordnet, was nicht bei allen Beamten auf Begeisterung stieß. Stolz und ein bisschen trotzig verweist er auch am Wahlabend auf diese Erfolge, die die Wähler aber wohl eher der SPD zuschrieben.

Überregional machte sich Caffier einen Namen, weil er als einer der ersten in der CDU ein erneutes Verbotsverfahren gegen die NPD forderte, die es wohl erneut in den Schweriner Landtag geschafft hat. Als Innenminister versuchte er, den Rechtsextremen mit verschiedenen Verordnungen und Erlassen das Leben schwer zu machen. Deshalb kann zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern ohne klares Bekenntnis zur Verfassung niemand mehr ehrenamtlicher Bürgermeister werden.

Caffier denkt zudem gern einmal über eine "kontrollierte Zuwanderung" nach, was in einem Land mit Bevölkerungsschwund und Facharbeitermangel nicht verwundert. Auch spielt er mit dem Gedanken an eine Schwarz-Grüne-Koalition, für die aber trotz der grünen Wahlerfolge auch weiterhin die Mehrheiten fehlen. Als politische Vorbilder nennt er sowohl CDU-Kanzler Helmut Kohl als auch dessen SPD-Vorgänger Helmut Schmidt.

Obwohl Caffier seit 1971 in Mecklenburg lebt, hört man ihm immer noch seine sächsische Herkunft an, wo er 1954 als Sohn eines Pastors in der Nähe von Dresden geboren wurde. Als Forstlehrling kam er an die Küste und studierte später Ingenieur für Forsttechnik. Mitte der 80er Jahre wurde er Leiter einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft in der Nähe von Neustrelitz, wo er seine vier Kinder groß gezogen hat und heute noch zuhause ist.

In die DDR-CDU trat Caffier bereits 1979 ein, entwickelte aber offenbar wenig Engagement. Caffier bekennt: "Ich war sicher kein Widerstandskämpfer." Erst in der Wendezeit wurde er politisch aktiv. 1990 kandidierte er für den Schweriner Landtag. Sechzehn Jahre lang zog Caffier dann als Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion die Strippen. Auf den Posten des Innenministers hatte er es 2006 eigentlich gar nicht abgesehen. Aber als er gefragt wurde, sagte er zu. Seit 2009 ist Caffier auch CDU-Landesvorsitzender.

(AFP/rai)
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