Eingewanderte Bulgaren und Rumänen Erfolgsgeschichte am Arbeitsmarkt

Meinung | Berlin · Dass heute über 60 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung aus Bulgarien und Rumänien einer Beschäftigung nachgehen, ist eine Erfolgsgeschichte am Arbeitsmarkt – von der viele bisher noch gar nichts wissen.

Einwanderung von Bulgaren und Rumänen - eine Erfolgsgeschichte am Arbeitsmarkt
Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Die Idee, die Grenzen der Nationalstaaten für Arbeitnehmer zu überwinden und einen einzigen EU-Arbeitsmarkt zu schaffen, hat sich aus deutscher Sicht voll ausgezahlt. Heute arbeiten rund 1,5 Millionen Arbeitnehmer aus anderen EU-Ländern in Deutschland. Sie füllen Lücken, lindern den Fachkräftebedarf und zahlen Steuern und Beiträge. Bereits über eine halbe Million von ihnen stammen aus Bulgarien und Rumänien, dabei wurde der Arbeitsmarkt für sie erst vor fünf Jahren geöffnet. Dass heute über 60 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung aus Bulgarien und Rumänien einer Beschäftigung nachgehen, ist eine Erfolgsgeschichte am Arbeitsmarkt, von der viele bisher noch gar nichts wissen.

Denn die öffentliche Diskussion wird weiterhin beherrscht von der Annahme, gerade aus Rumänien und Bulgarien seien besonders viele ins deutsche Sozialsystem eingewandert. Tatsächlich hat sich die Zahl der Hartz-IV-Bezieher aus beiden Ländern in den fünf Jahren Arbeitnehmerfreizügigkeit verdreifacht. Bezogen auf die rumänische und bulgarische Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nahm sie aber nur um 2,6 Prozentpunkte zu. Der Anstieg machte damit nur ein Zehntel des Beschäftigungszuwachses aus. Damit ist klar: Die Anziehungskraft des attraktiven Arbeitsmarkts in Deutschland ist für Bulgaren und Rumänen weitaus größer als die des Sozialsystems.

Allerdings muss man zwischen Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien klar unterscheiden: Während die Rumänen zu den am besten in den Arbeitsmarkt integrierten Ausländergruppen gehören, gibt es unter den erwerbsfähigen Bulgaren einen hohen Anteil an Hartz-IV-Beziehern von fast einem Viertel. Viele von ihnen sind kaum oder gar nicht integrierbar. Das belastet die soziale Situation vor Ort und hilft Populisten dabei, Hass und Ressentiments gegen Ausländer und Armutsmigranten generell zu schüren. In Großbritannien war das so erfolgreich, dass sich eine Mehrheit für den Brexit entschieden hat, weil sie die Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU ablehnt.

Dringende Aufgabe der Regierungen und Parteien ist es, Vorurteile und Behauptungen von Rechtspopulisten über Migranten systematisch durch Fakten zu widerlegen. In Wahrheit erledigen in Großbritannien wie auch in Deutschland Arbeitnehmer aus Osteuropa typischerweise die anstrengenden und gering bezahlten Jobs am Bau, in der Landwirtschaft oder im Handel, für die sich Deutsche oder Briten zu schade sind. Der Zugewinn der Volkswirtschaften durch die erfolgreiche Arbeitsmarktintegration und mehr Steuer- und Beitragszahler aus Osteuropa ist um ein Vielfaches höher als die Kosten für zusätzliche Sozialausgaben.

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