Gregor Gysis Weihnachtswunsch "Ein paar Minuten mit dem Papst streiten"

Berlin (RPO). Linken-Fraktionschef Gregor Gysi würde beim Papstbesuch im September 2011 gerne vom Kirchenoberhaupt empfangen werden. "Dann könnte ich ein paar Minuten mit ihm streiten", sagte er am Mittwoch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Die Rede von Papst Benedikt XVI. im Bundestag werde er genau verfolgen.

Gysi, der jüdische Wurzeln hat und sich selbst als Heide bezeichnet, unterstrich zugleich die Bedeutung von Papst und Kirche als moralischer Autorität für die moderne Welt. "Die Kirche trägt eine Großverantwortung." Derzeit seien nur die Kirchen in der Lage, "einigermaßen allgemeinverbindlich Moralnormen zu formulieren", meinte er. So müsse die katholische Kirche eine viel größere Rolle spielen im "Kampf gegen den Krieg als Mittel der Politik, bei der Überwindung von Elend und Hunger auf der Erde und bei einer anderen Integrationspolitik".

Zugleich äußerte der Linkenpolitiker Kritik an der katholischen Sexualmoral. Er halte es für falsch, Ansprüche aufrechterhalten zu wollen, die mit dem normalen Leben nichts mehr zu tun hätten. "Dann verletzen die Gläubigen doch die Normen. Und gewöhnen sich daran, auch andere Normen nicht mehr einzuhalten. Das ist ungut", so der 62-Jährige.

Zwischen der Linken und den Kirchen sieht Gysi nach eigenem Bekunden keine unüberwindbare Kluft. Die Moral der Linken sei "tief jüdisch-christlich geprägt". Nur: Viele ihrer Mitglieder wüssten das nicht mehr. Mit seinen Positionen zur Bedeutung der Kirchen habe er bei Linken im Osten "wenig Schwierigkeiten, im Westen gelegentlich schon". Ost-Linke hätten wegen der Behandlung der Kirchen zu DDR-Zeiten ein schlechtes Gewissen. "Insofern sind sie offener."

(KNA/csh)
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