Konklave und Weltjugendtag Ein Deutscher auf dem Papstthron

Rom (rpo). Samstag, 2. April 2005: Hinter den Mauern des Vatikans liegt Papst Johannes Paul II. im Sterben. Rund 100.000 Menschen haben sich auf dem Petersplatz versammelt, um dem Kirchenoberhaupt nach seinem Herzinfarkt beizustehen. Um 21.37 Uhr stirbt Johannes Paul II. Menschen in aller Welt trauern. Doch dann die Sensation bei der Papstwahl: ein Deutscher wird zum neuen Kirchenoberhaupt.

Papsttod und Konklave
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Staats- und Regierungschefs sowie geistliche Würdenträger aller Kontinente kommen, um dem polnischen Papst die letzte Ehre zu erweisen. Mehrere hundertausend Menschen stehen bis zu zwölf Stunden lang in der Warteschlange, um einen Blick auf den Leichnam zu werfen, der im Petersdom aufgebahrt ist.

Das Konklave zur Wahl eines Nachfolgers wird für den 18. April angesetzt. In den kommenden Tagen treffen Kardinäle aus aller Welt in Rom ein, um sich auf die Papstwahl vorzubereiten und an der Beisetzung von Johannes Paul II. teilzunehmen.

Größter Pilgerstrom der Kirchengeschichte

Rom platzt aus allen Nähten. Die Stadt erlebt den größten Pilgerstrom der Kirchengeschichte. Etwa vier Millionen Menschen reisen zur Beerdigung an. Besonders polnische Pilger haben viele Stunden in Bussen oder Bahnen verbracht, um sich von "ihrem" Papst verabschieden zu können.

In den Tagen zwischen dem Tod des Kirchenoberhaupts und der Wahl seines Nachfolgers fallen Scharen von Reportern in Rom ein. Rund um die Uhr laufen die Kameras auf dem Petersplatz, versorgen Fernsehzuschauer in aller Welt mit Bildern aus dem Vatikan.

Der Besucheranstrum stellt die römischen Behörden vor eine logistische Herausforderung. Durch die vier Millionen Besucher hat sich die Bevölkerung der italienischen Hauptstadt vorübergehend mehr als verdoppelt. Übernachtungsmöglichkeiten sind knapp, und die Polizei steht vor einer Mammutaufgabe: Während der Beisetzung muss sie die Sicherheit der vielen Millionen Gäste und der hochkarätigen Politiker gewährleisten.

Am 8. April zelebriert Kardinal Joseph Ratzinger das Requiem für das verstorbene Kirchenoberhaupt. Noch weiß niemand, dass er schon wenige Tage später selbst zum Pontifex Maximus gewählt werden wird. Staatsgäste aus 138 Ländern wohnen der Beerdigung bei. Etwa 300.000 Gläubige finden vor dem Petersdom Platz. Viele weitere verfolgen die Messe auf anderen Plätzen in Rom.

Wahl hinter verschlossenen Türen

Am 18. April versammeln sich die 115 wahlberechtigten Kardinäle zum Konklave in der sixtinischen Kapelle. Nach einem uralten, minutiös vorgeschriebenen Ritual wählen sie den Nachfolger von Johannes Paul II.

Nach dem vierten Wahlgang steht am frühen Abend des 19. April fest, wer der neue Papst ist: Der weiße Rauch steigt für den Deutschen Joseph Ratzinger auf, der sich für den Papstnamen Benedikt XVI. entscheidet. Unter dem Jubel zehntausender Menschen erteilt der 265. Papst der Kirchengeschichte vom Balkon des Petersdoms seinen ersten päpstlichen Segen.

Als Benedikt XVI. am 24. April offiziell in sein Amt eingeführt wird, versammeln sich noch einmal 350.000 Menschen auf dem Petersplatz.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner bittet Benedikt XVI. unmittelbar nach seiner Wahl, anstelle seines Vorgängers zum Weltjugendtag in Köln zu reisen und sich dort der katholischen Jugend aus aller Welt vorzustellen.

Unvergessener Vorgänger

Fast fünf Monate nach dem Tod von Johannes Paul II. versammeln sich wieder hunderttausende Katholiken - diesmal nicht Rom, sondern in Köln. Der verstorbene Papst ist hier allgegenwärtig: Auf Plakaten, T-Shirts, Bildern ist das Portrait Johannes Paul II. zu sehen. Benedikt XVI. erinnert in Ansprachen und Messen immer wieder an seinen Vorgänger.

Köln ist - wie Monate zuvor Rom - im Ausnahmezustand. Neben christlichen Jugendlichen zieht der Weltjugendtag auch Journalisten, Kirchenkritiker und Geschäftemacher an. Nachdem Benedikt XVI. auf dem Flughafen Köln-Bonn gelandet ist, macht er sich mit dem Schiff über den Rhein auf den Weg in die Stadt.

Überschattet wird das katholische Jugendfest vom Tod des Ordensgründers Frère Roger in Taizé. Während eines Abendgebets wird der 90-jährige Vorreiter der Ökumene von einer 36-jährigen Rumänin niedergestochen und stirbt. Die ausgelassene Stimmung des Weltjugendtags mischt sich mit der Trauer um den vor allem bei jungen Menschen beliebten Geistlichen.

Am 21. August erreicht der Weltjugendtag seinen Höhepunkt. Hunderttausende Jugendliche feiern mit Benedikt XVI. auf dem Marienfeld eine Heilige Messe. Die meisten von ihnen sind bereits am Tag zuvor auf das Feld bei Köln gekommen, haben mit dem Papst eine Vigil gefeiert und mit Schlafsäcken und Decken unter freiem Himmel übernachtet. Weitere 250 Millionen Menschen verfolgen am Fernseher die Papstmesse, die eigentlich Johannes Paul II. halten sollte.

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