Rita Süssmuth Mehr Frauen in die Politik

Augsburg · Es gehe ihr nicht um einen Kampf gegen Männer, sondern lediglich um ein produktives Verhältnis zwischen allen Beteiligten, so die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Deswegen fordert sie eine Wahlrechtsreform.

 Rita Süssmuth (Mitte), mit Ingrid Matthäus-Maier (links) und Renate Schmidt (rechts), bei der Premiere der Dokumentation "Die Unbeugsamen". Der Film zeigt, wie Frauen in der Bonner Republik um ihre politische Teilhabe kämpfen mussten.

Rita Süssmuth (Mitte), mit Ingrid Matthäus-Maier (links) und Renate Schmidt (rechts), bei der Premiere der Dokumentation "Die Unbeugsamen". Der Film zeigt, wie Frauen in der Bonner Republik um ihre politische Teilhabe kämpfen mussten.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (84) fordert eine Wahlrechtsreform für mehr Frauen in der Politik. Es gehe nicht darum, einen Kampf gegen die Männer zu führen, sagte die einstige Bundesfamilienministerin (CDU) der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Es muss unser Ziel sein, den Geschlechterkampf in ein produktives Verhältnis zwischen allen Beteiligten umzuwandeln." Süssmuth mahnte: "Wir brauchen jetzt dringend eine Wahlrechtsreform." Zentral sei dabei die Parität, "gleicher Anteil von Frauen und Männern".

Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag ist gegenüber der vergangenen Legislaturperiode erneut gesunken, wie Süssmuth erinnert. "Und noch bedrückender ist die Situation in den kommunalen Parlamenten. Da sieht es mit den zehn Prozent Beteiligung so aus, als seien die Frauen fast verschwunden." Im Bundestag liege der Frauen-Anteil bei 31 Prozent, in der CDU bei 26 Prozent, in CSU und FDP bei 21 Prozent. "Wer da meint, wir können noch länger warten und es wird schon kommen, dem sage ich: Wir warten, bis es zu spät ist."

Süssmuth kritisierte die in der aktuellen Legislaturperiode beschlossene Verschiebung einer bereits angedachten Wahlrechtsreform auf die Zeit nach der anstehenden Bundestagswahl: "Ob sie dann kommt, ist mit einem Fragezeichen zu versehen. Nach dem aktuellen Reformentwurf soll die Parität 2025 hergestellt sein. Wobei ich mich frage: Warum erst 2025?"

Man traue den Frauen vielfach nichts zu, so Süssmuth. In dieser Hinsicht bewege man sich in der Politik "mit der Schnelligkeit einer Schnecke, denn nichts hält sich länger als alte Machtverhältnisse. Einige sind nur durch Revolutionen gestürzt worden. Zum Glück sind wir heute in der Lage, das wie andere Staaten friedlich zu machen - mit überzeugenden Argumenten und dem Potenzial, das in den Menschen liegt."

Weiter erklärte die Politikerin, ein anderes zentrales Thema für sie sei die Frage, "wie wir die gefährliche Spaltung zwischen Wohlhabenden und Armen verringern". Süssmuth sagte: "Da wollen wir nicht richtig heran, aber da müssen wir heran, denn wir sehen ja, zu welchen gesellschaftlichen Entwicklungen das in den Ländern führt, wo diese Spaltung noch viel stärker ausgeprägt ist."

(lils/kna)
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